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Channel: Les Paul – GITARRE & BASS
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100 Gedanken über Les Paul

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Les pauls musik

 Musikalische Revolutionen müssen nicht immer mit lautem Getöse und rebellischer Attitüde daherkommen, sondern erscheinen mitunter auch in Gestalt eines freundlichen älteren Herrn. Lester William Polsfuss, geboren. 2015 und besser bekannt als Les Paul, sah schon mit 30 ordentlicher aus als aktuelle Großväter, hatte aber musikalische und technische Visionen die bis heute die Musikwelt prägen. Les’ musikalische Karriere begann mit 8 Jahren auf der Mundharmonika. Mit 13 spielte er schon semiprofessionelle Country-Gigs und verließ mit 17 die High School, um sich ganz der Musik zu widmen. Unter dem Namen Rhubarb Red spielte und veröffentlichte er Country-Songs, bevor er sich in den 1940ern dem Jazz zuwandte. Stark beeinflusst vom Gipsy-Jazz-Genie Django Reinhardt rief er das Les Paul Trio ins Leben und kombinierte die Standards des American Songbook mit rasanten zweistimmigen Läufen von Piano und Gitarre und einem humorvollen Hillbilly-Flair, das Jazz-Puristen die Nackenhaare aufstellte.

Parallel zum Musikmachen entwickelte und erfand der auch als „Wizard of Waukesha“ bekannte junge Mann diverse Gerätschaften, die heute ganz selbstverständlich das Gitarristenleben bereichern. Neben der Solidbody-Gitarre prägte Herr Polsfuss typische Gitarreneffekte wie Delay, Phasing und Flanging. Die Inspiration dafür kam nicht aus Presets und katalogdicken Gebrauchsanweisungen, sondern aus Hörerfahrungen und seinem Kopf. Dem Kopf des Menschen, Musikers und Technikers. Während des Krieges hörte Les Paul den Sender Tokyo Rose, der aus Japan sendete. Auf dem Übertragungsweg nach Kalifornien, wo Paul mittlerweile lebte, entstanden Phasing- Effekte, die dem jungen Gitarristen gefielen und ihn inspirierten, diesen Klang in seinem Gitarren-Sound anzuwenden. Da es keine Effektpedale gab, die diesen Sound lieferten, experimentierte der erfinderische Gitarrist mit Bandmaschinen, bis er den Klang aus seinem Kopf reproduzieren konnte. Gleiches galt für Delay- und Halleffekte, die Les Paul im Radio hörte und dann mithilfe von Aufnahmen in verschiedenen Räumen seines Apartments nachempfand – vom schalltoten Schlafzimmer bis zum halligen Bad. Zur Vollendung kamen all seine Visionen ab 1949 im Duo mit seiner damaligen Ehefrau Mary Ford.

Les Paul Live

 

Les pauls musik

Les Paul hatte mit Multitracking experimentiert und durch Hinzufügen eines weiteren Tonkopfes endlich die Möglichkeit mit sich selbst im Duo spielen – was er ausgiebig tat. Die lustigen Clips kann man heute bei YouTube bewundern. Neben coolen Sounds und wunderschönen Schmalzmelodien, kann man sich auch vom Humor und der Spielfreude des musizierenden Ehepaares anstecken lassen. Les Pauls Experimente kulminierten in einem speziell für ihn angefertigten 8-Spur Recorder und dem Les Paulverizer, einem Vorläufer heutiger Looper, mit dem er live die Sounds der Aufnahmen reproduzieren konnte. Genauso mutig und visionär wie er technische Ideen umsetzte, stellte sich Les Paul auch anderen Widrigkeiten des Lebens. 1948 brach er sich bei einem Verkehrsunfall den rechten Arm, ließ ihn aber im 90 Grad Winkel eingipsen, um die richtige Spielposition einnehmen zu können. Später plagten ihn Herzprobleme und Arthritis, was ihn aber nicht davon abhielt, bis ins hohe Alter jeden Montag im Iridium Jazz Club in New York auf der Bühne zu stehen. Manche Finger konnte Les Paul zwar nicht mehr biegen, aber wenn sein Idol Django Reinhardt mit zwei Fingern spielen konnte, konnte Les das auch … und setzte seine melodischen Ideen eben mit anderen Fingersätzen und Spieltechniken um.

Bei allem Erfolg blieb der Gitarrist immer Gentleman und ein Showman der alten Schule. Andere verdienten mit seinen Erfindungen Millionen oder wurden mit seinem Gitarrenmodell Mega-Stars, Les Paul blieb freundlich, witzig und nahm sich selbst nicht zu ernst. In einem Interview mit dem Magazin Performing Musician kurz vor seinem Tod sagte er: „Alles, was ich tat, tat ich um Resultate zu erzielen. Du wirst nicht viele Patente finden, denn ich habe es nicht mit dem Gedanken gemacht, Geld damit zu verdienen. Als erstes kommt in meinen Gedanken Musik!“ Ein sympathischer Ansatz in der heutigen Zeit, in der selbst junge Independent-Musiker vor der ersten Tour oder Platte schon von Marketing-Plänen, Zielpublikum und anderen Idiomen aus dem BWL-Sprech reden. Les Paul ist deswegen ein überaus inspirierendes Beispiel dafür, dass man sich nicht von technischen Beschränkungen, vorherrschenden Meinungen oder dem Zeitgeist hindern lassen sollte, seine eigenen Visonen umzusetzen. Am 9. Juni wäre der Gitarrist 100 Jahre alt geworden. Happy Birthday Les Paul!


NUR HEUTE: Kaufe eine 2015er Gibson Les Paul 100 Anniversary – und bekomme von Gibson mit etwas Glück Dein Geld wieder zurück…!

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Les Paul

Les Paul wäre heute 100 geworden!

Nutze eine Chance von 1:10, deine neue 2015 Gibson USA Gitarre umsonst zu bekommen. Wie das geht? Kaufe heute, am 9. Juni, eine 2015er Gibson-Modell mit der „Les Paul 100“-Signatur auf der Kopfplatte bei einem autorisierten Gibson-Händler. Das sind neben den üblichen Les Pauls auch Les Paul Deluxe-, Junior- und Special-Modelle. Dann schreibe Gibson, was Du an Deiner neuen Les Paul 100 großartig findest und sende das ausgefüllte Formular (s. u.) bis zum Ablauf des 30. Juni 2015 ein.

Die Einsender der von Gibson als die besten 10% bewerteten Beiträge aus Deutschland werden zu Gewinnern erklärt und bekommen den kompletten Kaufpreis ihrer neuen 2015 Gibson USA Les Paul 100 Gitarre von Gibson zurückerstattet!

Hier geht’s zu den teilnehmenden Händlern!

Les Paul

Hier geht’s zum Gewinnspiel mit dem Teilnahme-Formular: www.gibson.com/lespaul100


Unsere aktuelle Ausgabe widmet sich ebenfalls Les Paul!

Den Mini-Schalter einer 2014er Les Paul Classic ersetzen.

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Les Paul

2014 Gibson Les Paul Classic mit Kippschalter

??? Meine Gibson Les Paul Classic 2014 hat einen kleinen Schönheitsfehler, den offenbar viele Liebhaber bemängeln. Statt des zweiten Tonpotis glänzt dieses Modell bekanntlich durch einen kleinen Kippschalter, der einen 15 dB-Boost bewirkt. Das funktioniert und klingt auch ganz super, der Schalter sieht aber an dieser Stelle eher suboptimal aus. Ich würde gern diesen Schalter durch ein Push-Pull-Poti ersetzen, das die Boost-Schaltung übernimmt. Die Tonregelung muss dieses Poti aber nicht übernehmen. Nun ist der originale Kippschalter aber fest mit einer kleinen Platine (siehe Foto) verlötet, und es ist weder sichtbar, wie, noch ist im Netz eine Schaltung oder sonstige Hilfe zu finden. Könnt ihr mir weiterhelfen?

Frank H.

Platine

Die Platine, mit der alle neuen Gibson USA Les Pauls ausgestattet sind, ist nicht jedermanns Freund.

!!! Hallo Frank, m Prinzip kannst du den Kippschalter einfach von der Platine ablöten und das Push/Pull-Poti sinngemäß in gleicher Weise anlöten. Hier wie da sind 2x drei Anschlüsse in je einer Reihe anzulöten. Von Göldo oder Allparts gibt es Push/Pull-Potis mit 500kOhm-log, langem Gewindegang und einem Schaltteil mit sechs Anschlüssen, das in deine Gitarre passt. Da du die Funktion des Tone-Potis nicht benutzen willst, lässt du die drei Anschlüsse des Potis einfach frei.

Die Lötstellen auf der Platine sind winzig und, wie heute üblich, mit bleifreiem Lötzinn gelötet. Dieses erfordert beim Löten eine hohe Temperatur und eine Abkühlphase von gut 15 Sekunden je Lötstelle. Das gilt auch dann, wenn winzige Mengen mit altem, bleihaltigen Lötzinn vermischt werden. Wer mit dieser Thematik nicht befasst ist und darin keine Routine hat, sollte dringend die Finger davon lassen.

Steve Vai, Joe Satriani & Co. feiern Les Paul

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Am 9. Juni vor genau 100 Jahren erblickte Les Paul in Waukesha, Milwaukee, das Licht der Welt. Das nahm die US-Firma nun zum Anlass, um eine riesige Party steigen zu lassen – Gitarristen-All-Star-Show inklusive!

Les Paul

Vor 2 Tagen ereignete sich auf dem New Yorker Times Square ein wahres Gitarristen-Gipfeltreffen. Steve Vai, Joe Satriani, Neal Schon, Joe Bonamassa, Warren Haynes, Steve Miller, GE Smith, Johnny A, Lou Pallo, das Les Paul Trio und viele mehr gaben dem Innovator und legendären Gitarristen Les Paul die Ehre.

Der Ort war nicht willkürlich gewählt: In unmittelbarer Nähe hatte Les Paul noch zu Lebzeiten – im Jazz Club Iridium – ein allwöchentliches Gastspiel gegeben.

 

Das Jubiläum von Les Paul haben wir in unserer aktuellen Ausgabe ebenfalls zum Anlass genommen, um die Ikone zu feiern!

Seriell/Parallel-Verschaltung

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Q: Ich würde gerne die beiden Humbucker meiner Gitarre mit einem Schalter auf jeweils Seriell- oder Parallel-Betrieb umschalten. Die beiden PUs sind vieradrig und derzeit über einen DPDT-Schalters splitbar. Ansonsten ist die Schaltung simpel: Dreiweg-PU-Switch, Master-Tone und -Volume. Geht das Ganze mit einem 4PDT-Switch?

Jens L.

Humbucker

Foto: David Barfuss

 

A: Um einen Pickup mit vieradrigem Anschlusskabel von seriellem auf parallelen Betrieb schalten zu können, braucht man einen zweipoligen Ein/Ein-Schalter mit sechs Anschlüssen. Will man zwei Humbucker gleichzeitig von seriellem auf parallelen Betrieb schalten, kann man das mit einem vierpoligen Ein/Ein-Schalter mit zwölf Anschlüssen machen. Dieser hier würde sich dafür eignen. Also – es ist, wie du schreibst: Ein 4PDT-Switch ist der passende Schaltertyp.

Ex-Whitesnake-Gitarrist Bernie Marsden präsentiert seine 1965 Gibson ES-335

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Bernie Marsden zeigt seine Gitarre

Bernie Marsden lud das britische Guitarist-Magazine dazu ein, seine erstaunliche Gitarrensammlung zu besichtigen. In dem Video präsentiert der legendäre Blues-Rocker 2 ganz besondere Schätzchen: eine 1965 Gibson ES-335 und eine 1952 Les Paul Goldtop, signiert von Les Paul persönlich. 

Der ehemalige Whitesnake-Gitarrist hat im letzten Jahr sein neues Albums „Shine“ herausgebracht. Auf dem Solo-Album wird Bernie Marsden von einer Reihe prominenter Kollegen unterstützt – darunter Joe Bonamassa, Ian Paice und Don Airey.

 

Wenn das Binding einer Gibson Les Paul rote Farbe annimmt…

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Les Paul

Gibson Les Paul Player´s Choice (Foto: session.de)

Q: Ich habe mir neulich eine Gibson Les Paul Player´s Choice gekauft und musste nun feststellen, dass sich das Hals-Binding rot verfärbt hat. Gibt es eine Möglichkeit, die Verfärbung zu entfernen?

Stefan R.

 

A: Die Gibson-Custom-Shop-Les Pauls werden im traditionellen Verfahren hergestellt. Hier werden Farbe und Porenfüller direkt auf das Holz gegeben, eingearbeitet und dann das Sunburst der Decke lackiert. Anschließend wird die Farbe vom Binding abgekratzt und das Instrument mit mehreren Schichten Klarlack lackiert. Da die Custom-Shop-Instrumente einen sehr dünnen Lackaufbau haben, wird auf eine Sperrschicht nach dem Farbauftrag und vor dem Abkratzen der Farbe verzichtet. Dadurch besteht  die Gefahr, dass beim Auftrag des Klarlack sich wenige rote Farbpigmente in diesen einmischen und über das Binding wandern. Auch ist diese Farbe lösungsmittellöslich und wird beim Nitrolack, der einen im Vergleich zum Polyesterlack sehr hohen Lösungsmittelanteil hat, leichter ausgewaschen und in Regionen wie dem Binding verteilt, wo man das Rot eigentlich nicht haben will. Bei Gibson ist man sich dieser Problematik sicherlich bewusst und nimmt diese zu Gunsten des dünnen Lackaufbaus in Kauf.

Ob es eine Möglichkeit gibt, diese Rotfärbung zu entfernen? Nun ja, wo ein Wille, da ein Weg. Das Binding vom Lack komplett befreien, anschließend mit Klarlack neu lackieren. Da die Lackierung am Hals bei den Custom-Shop-Instrumenten wirklich dünn ist, wird man nicht umhin kommen, den Hals komplett zu lackieren. Denn beim Beischleifen wird man sonst unweigerlich auf das Holz durchschleifen. D. h.: Bei dieser Prozedur ist die Gefahr, hier etwas optisch zu Verschlimmbessern, recht hoch!

Les Paul Les Paul

 

Gibson Les Paul Studio 2014 E-Gitarre im G&B-Test

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Gibson Les Paul 2014 Studio Pro Test

Wer die Anschaffung einer Gibson Les Paul Standard plant, dabei jedoch Wert auf traditionell verwendete Hölzer legt und dennoch nicht ganz so tief in die Tasche greifen möchte, dürfte innerhalb der Studio-Reihe fündig werden. Wir haben die Gibson Les Paul Studio 2014 getestet!

Seit 1983 gibt es diese Budget Line, deren zusätzliche Modellbezeichnungen wie Standard, Custom, Synthesizer, GEM, Lite, 50 Tribute, Platinum, Limited Edition, Pro, Pro Plus, Satin usw. schnell den Überblick verlieren lassen. Aktuell umfasst das Programm die Varianten Studio, Studio Pro, Studio Satin sowie eine Serie mit den motorbetriebenen Tronical MinE-Tune-Mechaniken. Vom aktuellen 2014 Lineup liegt eine Studio Pro mit intensiv geflammter Ahorndecke der Güte AAA auf meinem Seziertisch.

Getreu traditioneller Bauweise besteht der Body aus Mahagoni, und nur mit Röntgenblick ist auszumachen, dass er aus zwei Hälften zusammengesetzt wurde. Sogar die gewölbte und perfekt bookmatched halbierte Riegelahorndecke ist massiv – angesichts des Preises nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht bei Gibson. Um das Gewicht unter vier Kilo zu halten, bedient sich der Hersteller des Modern Weight Reliefs, welches den Body durch zwölf zusätzliche, unterschiedlich große Kammern erleichtert. Der Fuß des eingeleimten einteiligen Mahagonihalses reicht nicht bis in die Fräsung des Hals-Pickups hinein, ein Konstruktionsmerkmal, das landläufig als Short Neck Tenon bekannt ist.

Irgendwo müssen sich die Sparmaßnahmen ja auswirken, denen übrigens auch sämtliche Bindings zum Opfer fielen. Heritage Cherry Sunburst Candy nennt Gibson die vorliegende Transparentlackierung auf Nitroversiegelung. Weder Finish noch Politur zeigen irgendwelche Mängel. Die im Spiegellicht erkennbare Mahagonistruktur zeugt davon, dass der Lack nicht allzu dick aufgetragen wurde. Der Blick ins E-Fach lässt modernen Platinenaufbau mit gesteckten Kabelverbindungen und wertigen Bauteilen erkennen, aber auch, dass man trotz Coil-Split-Schaltung gänzlich auf Abschirmungsmaßnahmen verzichtet hat. Die aktuellen großen Alu-Pins halten den Gurt erheblich sicherer als die Vintage-Typen.

Neue Gurtpins

Große Knöpfe, sicherer Halt

Der Hals der Gibson Les Paul Studio 2014 trägt ein echtes Palisandergriffbrett mit von sattelseitigen 9,5″ bis auf 12″ zunehmendem Compound-Radius. 22 sorgfältig abgerichtete und polierte Medium- Jumbo-Bünde verteilen sich auf dem Spielfeld, deren Kanten leichte Grate aufweisen. Offenbar ist das Palisander seit der Fertigung etwas geschrumpft. Trapez-Inlays aus Acryl und weiße Sidedots markieren die Lagen, den zwölften Bund ziert ein 120th- Anniversary-Banner.

Inlay am 12. Bund

Jubiläumsbanner

Neu ist auch das Sattelmaterial „TekToid“, welches neben guten klanglichen auch hervorragende Gleiteigenschaften besitzt. Per PLEK-Verfahren perfekt ausgerichtet, hätte man die Sattelkerben und damit die Saitenlage allerdings noch um das eine oder andere Zehntel optimieren können. Zum Jubiläumsjahr hat Gibson das Serienummernsystem „vereinfacht“, indem der anfänglichen 14 (für 2014) neun weitere Ziffern folgen, die konsequent die Produktionsreihenfolge darstellen.

Schade, denn das bisherige Nummernsystem ließ präzise Datum und Ort (Nashville oder Memphis) der Herstellung erkennen. Die Wandlung der Saitenschwingungen übernehmen ein Classic 57 Humbucker am Hals und ein Burstbucker Pro in der Stegposition. Über die gewohnte Gibson- Schaltung hinaus – Dreiweg-Toggle, je zwei Volume- und Tone-Potis – lassen sich die inneren Humbucker-Spulen durch Ziehen der entsprechenden Volume-Knöpfe stumm schalten. Den bewährten Speed- Knöpfen hat man durch Einbuchtungen in der umlaufenden Oberkante mehr Griffigkeit spendiert. Auf ähnliche Weise modifizierte der leider viel zu früh verstorbene Dimebag Darrell schon vor Jahren die Reglerknöpfe seiner Dean-Gitarren mit dem Lötkolben.  

 

 


Solidbody Guitar

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Gibson SG

Sie war eine der radikalsten Erfindungen der Gibson-Firmengeschichte. Trotzdem ist sie die am längsten ohne Unterbrechungen produzierte E-Gitarre des Herstellers. Seit über 50 Jahren rockt sie die Welt!

Radikale neue Designs werden in der Regel dann präsentiert, wenn die Firma ein Problem hat. Und genau solch ein Problem hatten die Mannen um Gibson-CEO Ted McCarty um 1960 herum, denn die Verkäufe, insbesondere ihres Top-Sellers Les Paul, waren merklich zurückgegangen. Zu altbacken das Design, zu hoch das Gewicht, zu dumpf der Klang – die moderne Musik dieser Zeit fand praktisch ohne Gibson statt! Alle Welt wollte den hellen, durchdringenden Klang und das schnittige Design, das die Gitarren des größten Konkurrenten Fender auszeichnete.

So war die Country-Musik längst fest in Telecaster-Hand, der Rock ’n’ Roll, ursprünglich eine Gibson-Domäne, bereits von Strat- und Tele-Sounds durchsetzt, und in der modernen Musik wie z. B. dem wilden Surf hatte eine Gibson gar nichts verloren. Da blieb nur angestaubter Jazz und leichte Unterhaltungsmusik, wo Gibson weiterhin den Platzhirsch gab. Der Angriff der Fender Jazzmaster auch auf dieses Genre konnte zwar dank der konservativen Einstellung dieses Klientels abgewehrt werden, aber dafür erfreute sich das Fender-„Jazz“-Modell ausgerechnet im modernen Surf einer enormen Beliebtheit, die sich natürlich auch in Verkaufszahlen ausdrückte. Ted McCarty traf daraufhin eine schwere, aber konsequente Entscheidung: Die Produktion der Gibson Les-Paul-Serie sollte Ende 1960 eingestellt und im gleichen Atemzug die neue Les Paul vorgestellt werden, die SG Les Paul.

Katalog von 1961

Gibson Katalog von 1961 mit Les Paul und Mary Ford.

Les Paul

Gibson und der Gitarrist Les Paul schienen damals noch unzertrennlich, genau wie Les Paul und Mary Ford, das Traumpaar der amerikanischen Unterhaltungsindustrie der 50er-Jahre. Doch beide Verbindungen zerbrachen Anfang der 1960er. Les Paul diskreditierte die neue Gitarre, die noch seinen Namen trug, in aller Öffentlichkeit und unterschrieb den ihm vorgelegten neuen Vertrag zur Verlängerung seines Engagements mit dem Hersteller 1962 erst einmal nicht.

Die Hörner an der Gitarre seien zu spitz, man könne sich daran verletzen, erzählte er 1982 dem amerikanischen Journalisten Tom Wheeler. Und weiter: „Die erste SG Les Paul sah ich in einem Musikladen, und die Form mochte ich überhaupt nicht. Die Gitarre war zu dünn und den Hals- Pickup hatten sie ein Stück nach hinten versetzt, damit sie meinen Namen noch unterbringen konnten. Der Hals war auch viel zu dünn und ich mochte überhaupt nicht, wie er am Korpus saß.

1970er Katalog

Die Eckpfeiler der SG-Familie- Custom, Standard, Special und Junior (Aus dem 1970er Katalog)

Diese Gitarre hatte nichts mehr mit meinem Design zu tun.“ Trotz dieser markigen Worte und entgegen der Tatsache, dass sowohl er als auch Mary Ford live immer noch die alten Les Pauls spielten, war Les Paul sich nicht zu schade, auf vielen offiziellen Gibson-Fotos der frühen 60er-Jahre mit einer SG Les Paul zu posieren. Schließlich wurde er prozentual nach verkauften Gitarren bezahlt, also schob er mit seiner Popularität auch den Verkauf des neuen Modells an. Les Paul war eben nicht nur ein erstklassiger Musiker, sondern auch ein Schlitzohr mit einem ausgeprägten Sinn fürs Geschäftliche.

Was uns zum wahren Grund der Beendigung seines Geschäftsverhältnisses mit Gibson führt. Zum Zeitpunkt der möglichen Vertragsverlängerung befand er sich nämlich in Scheidung von Mary Ford und befürchtete, bei Unterzeichnung eines neuen lukrativen Vertrags hohe Zahlungen an seine zukünftige Ex-Frau leisten zu müssen. Das neue Gitarrenmodell bot ihm daher eine willkommene Gelegenheit, aus der Geschäftsbeziehung mit Gibson erst einmal auszusteigen.

SGs von 1972

Größer, klobiger und gar nicht mehr schön- Die SGs von 1972.

Zum Erfolg verdammt

Die Gibson-Chefetage hatte Anfang der Sechziger tatsächlich Grund, mehr als nervös zu sein. 1960 hatte man $ 400.000 Dollar in den Ausbau der Fabrikationsstätten in der Parsons Street in Kalamazoo investiert und deren Größe auf 12.000 m2 verdoppelt. Gibson brauchte nun einen deutlichen Zuwachs der Verkaufszahlen, um die gewaltigen Kapazitäten auszulasten und die Kredite zu stemmen! Mit der Bürde dieser hohen Erwartungen ging die neue SG Les Paul 1961 dann an den Start. War zwar die eigentliche Gitarre ein neues Design, so war doch ihr Name bereits vorher benutzt worden, wenn auch nur kurz.

Ende 1959 wurde die Doublecutaway Les Paul TV in SG TV umbenannt, genauso wie die Les Paul Special und die Les Paul Special 3/4 entsprechend in SG Special und SG Special 3/4. „SG“ stand dabei einfach für „Solidbody Guitar“, und natürlich nicht wie man manchmal liest – für „Satan’s Guitar“. Da hatten wohl einige die beiden spitzen Korpushörner dieser Gitarre falsch interpretiert. Der große Entwicklungssprung passierte dann tatsächlich 1961 – die Les Paul Standard, Les Paul Junior und Les Paul Custom erschienen in komplett neuer Gestalt.

SG Katalog von 1987

Die wieder erstarkte SG-Familie, mit der erfolgreichen 62 Reissue im Mittelpunkt (Katalog von 1987).

Sieht man sich das Design der neuen SG-Les- Paul-Modelle an und vergleicht dies mit den früheren Gibson-Modellen, wird man feststellen, dass hier in der Tat ein radikaler Schnitt vorgenommen wurde. Alle anderen Modelle des Herstellers, sieht man einmal von den futuristischen Studien Flying V, Explorer und Moderne von 1958 ab, orientierten sich bis dato mehr oder weniger stark an der eigenen Tradition. Also an Archtop-Jazzgitarren mit einer gewölbten Decke und ohne oder mit nur einem Cutaway. Ausnahmen wie die billigen „Student“-Modelle Les Paul Junior und Special in den DoubleCut- Versionen bestätigen nur die Regel.

Ted McCarty erklärte das neue Design damals so: „Die Musiker wollten zwei Cutaways, weil sie vermehrt die sechste Saite mit dem Daumen greifen, was bei einem einzelnen Cutaway natürlich nicht so gut funktioniert.“ Richtig – die neuen Ton angebenden Musiker waren eben keine geschulten Gitarristen mehr, die eine korrekte Haltung der Greifhand gelernt hatten, sondern selbstbewusste Selfmade- Typen, die einfach um den Hals herum griffen und so auch mal den Daumen mit ins Spiel brachten. Also bekam das neue, leichte Gibson-Modell zwei Cutaways, einen deutlich dünneren Korpus (ca. 44 mm) mit flacher Decke und auffälligen, fast schon künstlerisch konturierten Korpuskanten.

1994er Anzeige mit Carlos Santana

Der 1994er Katalog bringt die SG Custom und Carlos Santana auf einer Seite unter.

Als Material für Korpus und Hals hielt man an Mahagoni fest, auch die Hals- und Mensurmaße waren die gleichen wie bei den alten Les-Paul-Modellen. Um den Zugang zu den hohen Bünden so bequem wie möglich zu machen, fand der Hals-/Korpusübergang praktisch am vorletzten, dem 21. Bund statt. Anfangs war der Hals mittels eines kräftigen Zapfens in den Korpus geleimt, der bis in die Fräsung des Hals-Pickups reichte. Diese Verbindung war sehr stabil, was sich zwei Jahre später änderte, als Gibson den Hals-/Korpusübergang fließender gestaltete und damit konstruktionell schwächte. 1967 besann man sich wieder eines Besseren und führte neben einem wieder stabileren Hals-/Korpusübergang das so genannte Mortise & Tenon-System (deutsch: Feder & Nut) ein, bei dem wieder ein Zapfen fest in einer Art Halstasche saß.

Der Start

Die neue Modellreihe verkaufte sich trotz des radikal-neuen Designs sehr gut, das Werk verzeichnete 1961 eine deutliche Produktionssteigerung im Vergleich zum Jahr davor. Knapp 6000 SG Les Pauls wurden in den ersten drei Jahren verkauft. Und das, obwohl die neue SG Les Paul teurer als die alte Les Paul war! In der Preisliste vom 1. September 1961 tauchte die SG Les Paul Standard zu einem Preis von $ 290 auf, die Les Paul Standard kostete im Mai-Katalog von 1960 dagegen nur $ 265. 1963 entfernte Gibson dann den Zusatz „Les Paul“, fortan hieß die Gitarrenreihe nur noch SG.

verschiedene Gibson SGs

Gibson SG Gallery 1

Die SG-Flotte bestand aus vier Modellen: Die nur in Cherry angebotene SG Les Paul Junior ($ 155) hatte einen P-90-Pickup in Dogear- Bauform, einen Wraparound-Einteilersteg, je ein Volume- und Tone-Poti, ein Palisander- Griffbrett ohne Einfassung und mit Punkteinlagen sowie Kluson-Mechaniken mit kleinen, weißen Plastikknöpfen. Ebenfalls in Cherry kam die SG Les Paul Standard ($ 310), hatte zwei Humbucker, je zwei Volume- und Tone- Regler, einen Dreiweg-Schalter, ein eingefasstes Griffbrett mit „Crown“-Einlagen, meist Kluson-Mechaniken mit „Tulip“-Plastikknöpfen und eine Tune-o-matic-Brücke in Kombination mit dem neuen Sideways-Pull- Vibratosystem. Das Topmodell war die weiß lackierte SG Les Paul Custom ($ 450) mit drei Humbuckern, je zwei Volume- und Tone-Regler, Dreiweg-Schalter, eingefasstem Ebenholzgriffbrett mit Blockeinlagen, meist Grover-Mechaniken mit Metallflügeln und einer Tune-o-matic-Brücke mit Sideways- Pull-Vibratosystem.

Zu allem Überfluss war die komplette Hardware der Custom vergoldet – eine Gitarre, die natürlich nahtlos an die prächtige Erscheinung der alten Les Paul Custom anknüpfen sollte, die abgesehen von ihrer schwarzen Lackierung identisch ausgestattet war – bis hin zum flachen Bunddraht mit fast rechteckiger Krone, der den beiden Gitarren den Spitznamen „Fretless Wonder“ eingebracht hatte. Die SG Special tauchte in der Transition-Periode (von der SG Les Paul zur SG-Ära) zwischen 1961 und 1963 nicht als SG Les Paul Special auf, dafür aber bereits 1962 als SG Special, wahlweise in Cherry oder Cream.

SG-Collection von 2006

Die Les-Paul- und SG-Collection von 2006.

In der Preisliste von 1963 ist sie dann mit $ 225 gelistet und entsprach in Optik und Ausstattung der SG Junior – bis auf die Tatsache, dass sie einen weiteren P-90-Pickup in der Halsposition trug und dementsprechend zwei weitere Potis und einen Dreiwegschalter an Bord hatte. Die Bodies der drei SG-Les-Paul-Modelle, der SG Special und der 1961 wiederbelebten SG TV waren aus leichtem Honduras-Mahagoni mit liegenden Jahresringen gefertigt, die Hälse aus dem gleichen Holz, aber mit stehenden Jahresringen.

Die Kopfplatten bekamen rechts und links „Ohren“ aus Mahagoni angeleimt, um die typische Gibson-Form zu ermöglichen, und neigten sich in einem Winkel von 17° nach hinten. Lackiert wurden mehrere Schichten Nitrocellulose-Lack, die letzte war auf Hochglanz poliert. Frühe Versionen der Standard und Custom waren noch mit „Patent Applied For“-Pickups ausgestattet, die schon bald durch die Patent- Number-Pickups respektive in späteren Jahren durch die jeweils aktuell produzierten Gibson-Pickups ersetzt wurden. Bereits 1962 debütierte die EDS-1275, die Doubleneck-SG. Der leichte und kleine Body der neuen Gitarren war prädestiniert für solch ein großes Instrument, das damals nur auf Bestellung gebaut wurde und in den 70er-Jahren mit Jimmy Page und Led Zeppelin zu Weltruhm gelangte.

Durch die 60er

Mit dem Wegfall des Namens von Les Paul änderten sich ab 1963 einige weitere Details. Der Hals wurde in den unteren Lagen etwas schmaler, der Winkel der Kopfplatte flacher (jetzt 14°). In der Mitte dieser Dekade war der Höhepunkt des amerikanischen EGitarren- Booms erreicht, nicht weniger als anderthalb Millionen E-Gitarren wurden verkauft. Gibson selbst hatte seinen Umsatz zwischen 1960 und 1963 dank der neuen SG-Serien und einiger alter Erfolgsmodelle wie der ES-335 sogar verdoppeln können.

verschiedene Gibson SGs

Gibson SG Gallery 2

Auch der Melody Maker wurde 1965 die nun erfolgreiche SG-Form übergestülpt, sie war jetzt die günstigste Gitarre im Sortiment des Herstellers. 1966 war erneut ein Jahr vieler Veränderungen. Die wichtigste sicherlich der Weggang Ted McCartys und damit das Ende seiner Ära bei Gibson, der Firma, der er seit 1948 angehört und deren Entwicklung er maßgeblich beeinflusst hatte. Ab 1966 lenkte er die Geschicke von Bigsby. Gibson verbesserte im gleichen Jahr, wie oben schon gesagt, den Hals-/Korpusübergang der SG, die offensichtlichste Veränderung war jedoch die Einführung des großen Schlagbretts, das jetzt um die Pickups herum führte und die Optik der SG-Serie sehr eindrucksvoll prägte.

1968 wurde Stanley Rendell neuer Gibson- Präsident. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Verkäufe insgesamt, aber auch speziell bei Gibson, wieder deutlich nachgelassen und die Produktion war in einem jämmerlichen Zustand, wie der Gitarrist Bruce Bolen beschreibt, der ab 1967 bei Gibson arbeitete. Er erinnert sich: „Einer der Gründe, warum ich angeheuert wurde, war der, die E-Gitarrenproduktion auf Vordermann zu bringen. Die SGs waren damals die einzigen Solidbody-Gitarren die wir hatten, dazu kamen noch ein paar Archtops und Thinlines wie die ES-335. Doch die haben sich damals alle nicht gut verkauft.

Pete Townsend SG

Pete Townsend SG

Der Verkaufsrenner dieser Tage waren Gibson-Akustik-Gitarren!“ Für die tapfere SG verfinsterte sich die Sonne dann endgültig, als Gibson 1968 die ursprüngliche Les Paul wieder auf den Markt brachte. Der Blues-Boom im Allgemeinen und Eric Clapton im Besonderen schufen weltweit große Begehrlichkeiten nach der nun wieder guten, alten Les Paul. Die hat die SG dann auch schnell ins Abseits gedrängt, obwohl sie weiterhin von vielen Top-Gitarristen gespielt wurde. George Harrison z. B. hatte große Teile von ‚Revolver’ damit bestritten und ausgerechnet ihr hauptamtlicher Totengräber, Eric Clapton, besorgte sich 1967 eine SG Standard, ließ sie vom holländischen Künstlerkollektiv The Fool psychedelisch bemalen und legte mit Cream eine bemerkenswerte Karriere hin, in der diese SG eine genauso bemerkenswerte Rolle spielte. Der Gitarrensound auf dem legendären Cream-Album ‚Disraeli Gears‘ stammt fast ausschließlich von dieser SG.

 

 

Die Siebziger

 In den frühen Siebzigerjahren zog die Nachfrage nach E-Gitarren wieder an, und im Schatten der Les Paul erlebte die SG nicht nur eine Erweiterung der kompletten Serie, sondern auch einige Veränderungen ihres Designs. SG-Experten sind sogar der Meinung, dass ab etwa 1971 das originale SGKonzept unzulässig weit aufgeweicht wurde. So wurden die vorher einteiligen Hälse nun aus drei Streifen Mahagoni gefertigt und am Übergang zur Kopfplatte mit einem rückwaÅNrtigen Knubbel („volute“) verstärkt, genau unter dem Zugang zum Halsstab, der schwächsten Stelle des gesamten Halses. Sicherlich eine gute Idee, diese Sollbruchstelle stabiler zu gestalten.

Außerdem wurde der Hals deutlich weiter in den Korpus hineingesetzt, der Übergang auf den 19. Bund verlegt und der Hals ab dem 17. Bund auf seiner Rückseite durch einen massigen Block verstärkt. Gleichzeitig setzte man den Hals parallel zum Korpus an – also wie bei Fender- Gitarren und nicht Gibson-typisch in einem leichten Winkel. Nicht nur die Kopfplatte wurde nun größer, sondern sogar der Korpus! Außerdem wurden die Cutaways und Korpuskanten nicht mehr konturiert, sodass die Gitarre eckiger, ja klobiger erschien.

verschiedene Gibson SGs

Gibson SG Gallery 3

Das ursprüngliche Design der SG hatte durch all diese Änderungen deutlich an Eleganz eingebüsst und auch die Spielbarkeit der hohen Lagen, einst ein Hauptargument für die SG, unter den Modifikationen des Halsansatzes gelitten. Außerdem rupfte man die SG-Flotte gehörig: Die SG Junior flog komplett aus dem Programm, die SG Standard wurde zur SG Deluxe, die SG Professional ersetze die SG Special. Nur die SG Custom behielt immerhin ihren Namen, die drei Humbucker und die Gold-Hardware, war aber nur in schlichtem Walnut erhältlich und kam wie ihre beiden SG-Schwestern nun auch serienmäßig mit einem Bigsby B-5 Vibratosystem. Als Ersatz für die SG Junior und die SG-förmige Melody Maker wurden die SG-100, – 200 und -250 eingeführt, eher grobschlächtige SG-Varianten mit Ahorn-Korpus und – Hals, letzterer ebenfalls parallel zum Body eingeleimt.

Die nur in Cherry erhältliche SG- 100 trug einen schräg montierten Singlecoil- Pickup direkt am Hals, die SG-200 (Cherry und Walnut) bekam einen zweiten an den Steg gesetzt, die SG-250 entsprach in allen Details der SG-200, war aber in Cherry Sunburst lackiert. Diese drei Gitarren repräsentierten den Tiefpunkt der SG-Historie, wenn nicht der gesamten Entwicklung der Solidbodys des Herstellers. Die Musiker wollten sich nicht mit dem parallel zum Korpus verlaufenden Hals anfreunden, zumal die Saiten in einem ungewöhnlich hohen Abstand zum Korpus verliefen, und keins der insgesamt sechs neuen SG-Modelle konnte das umsetzen, was diesem Gitarrenmodell Anfang der Sechzigerjahre mit auf den Weg gegeben wurde: Eleganz, Leichtigkeit, superbe Spielbarkeit.

Zwar waren diese neuen Gitarren robuster gebaut als die alten, konnten denen aber klanglich nicht das Wasser reichen. Ein Jahr später wurden die Pickups der SG- 100, -200 und -250 durch Mini-Humbucker ersetzt; die gleichen, die Gibson in das erste Les-Paul-Modell nach der Wiederbelebung 1968 eingebaut hatte und die aus hauseigenen Epiphone-Beständen stammten. Hatten diese Pickups in der Les Paul noch schicke Nickelkappen, wurden sie hier in schwarzes Plastik gesteckt. Gleichzeitig, also Ende 1972, stellte man drei weitere SG-Modelle vor, die SG-I, SG-II und SG-III, die die 100er- Serie nahtlos ersetzten, aber bis auf einige unwichtige kosmetische Änderungen nichts Neues brachten. Denn sie wussten damals nicht, was sie taten …

Gleichzeitig wurden auch die „normalen“ SGs einer gründlichen Revision unterzogen, nur ein Jahr nach der vorherigen! SG Deluxe und Professional wurden gestrichen und durch altbekannte Namen, SG Standard und Special, ersetzt. Auch wurde nun der immer noch dreiteilige Hals (mit volute) wieder in einem leichten Winkel in den Korpus geführt, der Hals-/Korpusübergang wieder an den 21. Bund gesetzt und die Kopfplatte in einem Winkel von 17° geneigt – Änderungen, die den acht verschiedenen SG-Modellen, die der Gibson-Katalog Ende 1972 zeigte, sehr gut taten und die nun bis 1986 nicht mehr grundsätzlich angetastet wurden.

Zu dieser Zeit begann ein bekannter deutscher Elektroniktüftler ein dreijähriges Engagement bei Gibson. Bill Lawrence alias Billy Lorento alias Willi Stich entwickelte in Kalamazoo Pickups und Elektroniken und war auch an einigen Gitarren-Designs dieser Jahre beteiligt. So trug die SG Standard dieses Jahrgangs erstmals Pickups eines anderen Herstellers – die Bill Lawrence Super- Humbucker, die einen Keramik- und einen Alnico-Magneten besaßen und mit Epoxyd- Harz vergossen waren. Dieser Pickup war der erste „heiße“ Humbucker der Geschichte, noch ehe Larry DiMarzio, der frühere Assistent von Bill Lawrence, mit seinem Super Distortion große Erfolge feiern konnte.

verschiedene Gibson SGs

Gibson SG Gallery 4

Statt eines Bigsbys wurde nun erstmals ein Stop- Tailpiece Standard auf der SG Standard verwendet. Bereits Ende 1973 strich man die unglückseligen SG-I, SG-II und SG-III aus dem Katalog, die SG-Serie bestand jetzt nur noch aus den Klassikern Custom, Standard und Special, die sich nur noch in Details wie z. B. der Hardware von den 72er Modellen unterschieden, mit denen man wieder in die richtige SG-Spur zurückgefunden hatte. 1974 fielen einige wichtige Entscheidungen im Gibson Headquarter, denn die Chicago Musical Instrument Corporation, zu der Gibson gehörte, wurde an den Konzern Norlin Music verkauft. Gleichzeitig richtete man in Nashville eine zweite Gibson-Fabrik ein, die ab Juni 1975 ihre Arbeit aufnahm.

Der ursprüngliche Plan der Verantwortlichen war, in Nashville eine Handvoll Modelle, vor allem Solidbodies, in großen Stückzahlen zu produzieren, während das Werk in Kalamazoo eine Vielzahl anderer Modelle und Custom Orders in kleinen Stückzahlen herstellen sollte. Nashville war mit der Produktion von Les Pauls bald ziemlich ausgelastet, aber die reduzierte SG-Linie, aus der 1975 sogar die SG Special herausfiel, wurde nun ebenfalls dort gebaut. Und zwar nun erstmals mit zweiteiligen Mahagoni- Bodys, eine erste Sparmaßnahme des großen Konzerns. Aber es war beileibe nicht alles schlecht, was Norlin sich einfallen ließ. So etablierte man z. B. ein neues, bis heute noch gültiges Seriennummern-System. Das Ende dieser bewegten Dekade markierte eine neue „Günstig-SG“, die spartanisch ausgestattete The SG. Im Prinzip eine SG Standard, aber mit dreiteiligem Body und Hals aus Walnuss und Ebenholzgriffbrett ausgestattet. Am Hals saß ein Gibson-Humbucker, am Steg der von Billy Lawrence konzipierte Super-Humbucker, der 1980 in „Velvet Brick“ umbenannt werden sollte und der auch diese The SG zum Kochen brachte.

Die Achtziger

Das neue Jahrzehnt begann … stockend. Nach 19 Jahren in Produktion schickte man die schicke SG Custom aufs Altenteil, strich die Linkshand-Version der SG Standard und stellte dafür der The SG eine ähnlich schlichte SG, The Firebrand aus Mahagoni mit eingebranntem Gibson-Logo auf der Kopfplatte, zur Seite. Um die Konfusion komplett zu machen, wurden im Juli 1980 beide Instrumente in The SG Standard und The SG Deluxe umbenannt. Auch das verbliebene Flaggschiff, die SG Standard, wurde einer neuerlichen Revision unterzogen. Um die Fertigung zu standardisieren, bekam auch sie wie die anderen SGModelle wieder ein etwas breiteres Griffbrett, das nun wieder die Maße der allerersten SGs hatte, die zwischenzeitlich mal verringert worden waren.

Auch wurden alle Fräsungen für Pickups und Elektronik den beiden anderen SG-Modellen angepasst, um den Produktionsprozess zu vereinheitlichen. Erhältliche Farben waren Cherry, Walnut, White und Tobacco Sunburst. Bereits 1981 wurde die The SG Standard gestrichen – da waren es nur noch zwei! Die konnten aber immerhin ab Mitte der Dekade auch mit einem Vibratosystem bestellt werden, dem von Schaller gefertigten Pro-Tune Vibrola, das dem Bigsby B-5 glich. Und dann war es nur noch eine … . Mitte der Achtziger eliminierte man auch die The SG Deluxe. Einen Wendepunkt in der Geschichte des Herstellers brachte das Jahr 1986. Anfang der Dekade ging das Gitarrengeschäft schlecht, allein in 1982 verzeichnete man einen Verlust von 30 % zum Vorjahr.

Epiphone SGs

Epiphone SGs

Gibson war nicht alleine mit dieser Situation – nahezu alle anderen amerikanischen Hersteller sahen sich mit der Invasion aus Fernost, aber auch mit dem wachsenden Desinteresse der Musiker konfrontiert, denn die Hitparaden wurden vom Synthi-Pop dominiert, in dem Gitarren keine Rolle mehr spielten. Hatte man 1979 noch einen Umsatz von $ 35,5 Millionen verbucht, waren es 1982 nur noch $ 19, 5 Millionen. Und da diese Bilanz zudem noch unter den steigenden Lohn- und Produktionskosten und Währungsschwankungen litt, blieb dem profitorientierten Konzern keine anderen Wahl, als Gibson wie Sauerobst anzubieten – was sie übrigens recht weitblickend bereits seit 1980 getan hatten! Der Großteil der Produktion wurde längst von dem Werk in Nashville erledigt, in Kalamazoo baute man nur noch Custom Orders, Banjos und Mandolinen.

Norlin wollte und musste sparen, also schloss man die Werke in Kalamazoo im September 1984 – nach mehr als 65 Jahren im Dienste Gibsons. Im Sommer 1985 hatte Norlin dann endlich Käufer für Gibson gefunden: Drei Geschäftsleute, die sich von der Uni her kannten, kauften Gibson letztendlich für nur $ 5 Millionen: Henry Juskiewicz, David Berryman und Gary Zebrowski. Ob das neue SG-Modell, das 1986 auf den Markt kam und enthusiastisch von den SGFans weltweit gefeiert wurde, bereits von dem neuen Trio an der Spitze der Firma initiiert worden war, lässt sich nicht mehr eindeutig nachvollziehen. Aber erstmalig wurde mit dieser Gitarre weitsichtig ein Trend vorweggenommen, der ab den 90er- Jahren bis zum heutigen Tag den Gitarrenmarkt bestimmen sollte – der Retro- oder Vintage-Trend!

Die SG-62 entsprach nämlich in allen Design-Details der SG Les Paul Standard von 1962, bis auf den Les-Paul-Namenszusatz und das Vibratosystem, das nun durch ein Stop-Tailpiece ersetzt wurde. Auch war der Korpus wieder eine Idee kleiner und bekam seine alten Konturen wieder – schlicht: Die SG war genau wieder da angekommen, wo sie 24 Jahre zuvor gestartet war! Das gefiel den Gitarristen, was wiederum den Gibson-Machern gefiel, die es sich nicht nehmen ließen, schnell eine sogenannte SG LP Custom hinterher zu schießen, die natürlich dem 24 Jahre alten, weißen Vorgängermodell exakt entsprach.

Zugeständnisse an die Neuzeit wurden auch gemacht, allerdings mit weniger Aufsehen und Erfolg: Die SG Special 400, ebenfalls 1986 auf den Markt geworfen, brachte zwei Singlecoils und einen Dirty-Finger-Humbucker für den Steg. Das Kahler Flyer-Locking- Vibratosystem warb um Anschluss an die von Superstrats, Fön-Frisuren und Spandex- Hosen geprägte Rock-Musik der Achtzigerjahre. Natürlich war die komplette Hardware in schwarz eloxiert. Interessant, weil total SG-untypisch, auch die Regeleinheit: Master- Volume, Master-Tone und drei On/Off- Schalter.

Neues Top-of-the-line-Modell war ab 1987 die SG Elite, entweder in Weiß oder Metallic Sunset lackiert, mit zwei sogenannten Spotlight Humbuckern mit je zwei Alnico-Magneten und einem Singlecoil- Schalter. Ende 1988 wurde die SG Standard gestrichen, die längst von der SG-62 überrundet worden war. Doch die neuen Gibson- Macher, und das ist bis heute zu konstatieren, blieben nie untätig, wenn es darum ging, Neues auszuprobieren. Auch im SGLager ruhte man sich nicht auf den Erfolgen der Vintage-Reissues aus und ließ sich durch Misserfolge, denen übrigens noch viele weitere folgen sollten, nicht aus der Ruhe bringen.

verschiedene Gibson SGs

Gibson SG Gallery 5

So stampfte man die nicht erfolgreiche, moderne SG Special 400 im Jahr 1988 ein, brachte aber gleich darauf die spektakuläre SG 90 heraus – die SG für die anstehenden Neunzigerjahre, in denen der SG-Spieler nach Meinung Gibsons folgende Features braucht: Einen 24-Bund-Hals mit Graphitverstärkung, eine Fender-typische lange Mensur und heiße Pickups! Die SG 90 Single hatte einen HB-L8-Humbucker am Steg, die SG 90 Double zusätzlich einen gewinkelt montierten L-200L Mini-Humbucker am Hals.

Entweder wurden die Saiten durch den Korpus gezogen, oder es gab diese Gitarren optional mit einem Steinberger KB-X Locking- Vibratosystem. Im Gegenzug rasierte man einen weiteren Klassiker aus dem Gibson-Programm – die SG-Special wurde ab 1988 nicht mehr weiter gebaut. Trotzdem behaupten SG-Experten, dass die SG-Familie zu Ende der 80er-Jahre die wohl Beste aller Zeiten darstellt. Die Vintage- orientierten SG-62 und SG LP Custom, gepaart mit der aufwendigen SG Elite und der Vielseitigkeit der modernen SG 90, zeigten sich für alle Fälle bestens aufgestellt.

Die Neunziger

Es scheint, dass in den ersten Jahren der Gibson- Ära unter Juskiewicz, der bis heute die Geschicke der Firma leitet, während Berryman im Hintergrund arbeitet und Zebrowski längst ausgeschieden ist, eine gute Basis für die Zukunft der SG gelegt worden ist. Mit richtigem Instinkt war das Brot-und-Butter- Geschäft des modernen Gitarren-Business etabliert worden: Die Vintage- und Signature- Modelle von Gibson. Aber diese Firma hat unter Juskiewicz alles andere als nur eine konservativ verwaltende Politik betrieben. Vielmehr ermöglichte der stetige Erfolg der Neuauflagen historischer Modelle viele Versuche in neue Richtungen.

Tragisch nur, dass die meisten Gitarristen eigentlich gar kein Interesse an neuen, modernen Gibson-Gitarren hatten, sondern lieber konservativ die alten Werte pflegen und hochhalten wollten, so wie es auch heute noch ist. Anfang der Neunzigerjahre wurde das Gibson- Programm in einzelne Kollektionen sortiert, was der Übersichtlichkeit diente. Die fünfkoÅNpfige SG Collection brachte nichts wirklich Neues, bis auf die Tatsache, dass die doppelhalsige EDS-1275 nun eben auch offiziell zur SG-Familie gehörte. Die 62 SG Reissue, die jetzt mit Classic 57 Humbuckern, Stop-Tailpiece und dem „fastest neck in the world“ die Bewahrung der alten Werte verkörperte, war das beliebteste Modell, gefolgt von der schlichteren SG Standard, die mit den heißeren Gibson-Pickups 490R und 498T und dem großen End-Sechziger-Pickguard ausgerüstet wurde.

Die SG Custom war dann wieder ganz Vintage, weiß lackiert, mit Gold Hardware, drei 57 Classic Pickups, Ebenholzgriffbrett und Stop-Tailpiece. Nach unten wurde das Programm mit der SG Special abgerundet, die nun ebenfalls mit zwei Humbuckern (490R, 498T) bestückt war und sich dadurch nur durch ein paar kosmetische Dinge von der Standard unterschied. P90s waren zu dieser Zeit einfach nicht angesagt. Mit der SG Z wagte man sich dagegen wieder mutiger nach vorne – eine wahlweise silbern oder weiß lackierte SG mit einem 500THumbucker am Steg und einem Superstack 490R Humbucker, der gewinkelt am Hals saß, wollte man das Hardrock-Klientel bedienen, Applikationen in Blitzform auf Body und Kopfplatte sollten animierend wirken. Immerhin hat Angus Young eine zeitlang diese schnittige Gitarre gespielt, die Blitze auf seinen Signature-Gitarren erinnern heute noch an diese Zeit.

Doch alles weitere Bemühen war umsonst – die Gitarre fiel durchs Geschmacksraster und war wie die meisten ihrer modernen Schwestern alles andere als erfolgreich. Dafür stellte die Les Paul SG Custom-Reissue, als Teil der neu eingeführten Historic Collection mit dem üblichen Ornat, die erfolgreiche Vintage-Connection wieder her. Als Werbe-Ikone konnte sogar Carlos Santana für den Gibson-Katalog verpflichtet werden – mit einem Bild, das ihn mit einer weißen SG Custom zeigt, das allerdings bereits Mitte der Siebzigerjahre aufgenommen worden war. Kein Wunder, denn Carlos spielte in den Neunzigern schon längst keine Gibson-Gitarren mehr. Mit der SG Les Paul Custom 30th Anniversary präsentierte Gibson erstmals in der SGSerie eine auf ein Jahr, 1991, limitierte Auflage – ein Marketing-Schachzug, der in Zukunft noch sehr oft angewendet werden sollte und vor allem auf den sich in den Neunzigern aufblühenden Sammlermarkt zielte.

Immer wieder wurden nun Modelle veröffentlicht, die von Anfang an mit einer kurz kalkulierten Lebensdauer an den Start gingen. SG Standard Korina, SG Standard Celebrity (wie SG Standard, aber mit Gold Hardware), die prächtige SG Les Paul 63 Corvette Stingray, die SG Deluxe mit drei Mini-Humbuckern oder die SG Classic mit zwei P90s bereicherten maximal jeweils zwei Jahre den Gibson-Katalog. Die SG-X, Bestandteil der All-American-Serie und eine recht ärmliche Version einer SG mit einem Steg-Humbucker, wurden immerhin von 1995 bis 2000 angeboten.

verschiedene Gibson SGs

Gibson SG Gallery 6

Das neue Jahrtausend

Was sich in den Neunzigern deutlich abgezeichnet hatte, wurde nun – und das gilt bis heute – konsequent durchgezogen. Von Dauer waren nur Vintage-Reissue-Modelle der beiden Klassiker SG Standard und SG Custom, deren Phalanx durch etliche quick shots illustrer SG-Versionen aufgelockert wurde, für deren komplette Aufzählung mir hier aber der Platz fehlt. Beispielhaft seien hier z. B. die SG Voodoo erwähnt (2002 – 2004) mit einem schwarz-roten Finish und schwarzer Hardware, die SG Platinum (2005) mit platinierter Lackierung und einem großen, platinierten Pickguard, die SG Menace (2006 – 2007) ganz in Schwarz, die SG GT (2006 – 2007) in Heavy-Duty- Machart oder die SG Diablo (2008) mit 24 Bünden, gewölbter Decke und einer silbernen Lackierung, deren Wirkung von keinem Pickguard gestört wurde. Ein Meilenstein setzte 2008 immerhin die SG Robot, denn sie war mit in Deutschland konzipierten, sich selbst stimmenden Mechaniken ausgestattet. Ein großes Thema im neuen Jahrtausend wurde mit den Signature-SG-Modellen begonnen. Und schaut man sich die Künstler an, nach denen eine spezielle SG benannt wurde, wird man schnell das Hauptklientel umreißen können, für das diese einzigartige Gitarre steht: Rocker und Rebellen! Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Pete Townshend und Angus Young waren die ersten beiden, denen eine Signature-SG gewidmet wurde. Das war im Jahr 2000. Ein Jahr später gesellte sich Black Sabbaths Tony Iommi dazu, 2003 Judas Priest, 2004 Gary Rossington (Lynyrd Skynyrd), 2007 Elliot Easton (The Cars) – und weitere sollten folgen. Wie dieser Artikel aber auch zeigt, durchlief die SG Hochs und Tiefs wie kein anderes Instrument dieses Herstellers. Schließlich befindet sich die SG ab 1961 in irgendeiner Form immer im Gibson-Programm. Geboren als die letzte geniale Idee Ted McCartys für Gibson, fast zu Grabe getragen vom Norlin Konzern, wieder zum Leben erweckt von Henry Juskiewicz und Partnern und heute vor allem dank des Vintage-Booms mit beiden Beinen mitten im Leben stehend – davon kann die SG einige Lieder singen. Sie, die zwar immer im Schatten der Les Paul stehen wird, ist die große Konstante des Gibson-Programms, und wer wissen will, wie es um die Firma zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Geschichte bestellt war, der braucht sich nur die jeweiligen SG-Konzepte anzuschauen und weiß Bescheid.

Mehr noch als die anderen Gibson-Modelle repräsentiert das Kürzel SG nicht nur ein einzelnes Modell, sondern eine ganze Familie unterschiedlicher Versionen und Interpretationen dessen, was man unter Solid Guitar so alles verstehen kann. Entscheidet man sich selbst für eine dieser SGs, dann ist man in der Tat in guter Gesellschaft und hat es meist mit in irgendeiner Form extremen Musikern zu tun. Eric Clapton, George Harrison, Pete Townshend, Angus Young, Toni Iommi und Robbie Krieger haben mit ihrem jeweiligen SG-Sound Meilensteine gesetzt. Und was eint solche unterschiedlichen Typen wie Frank Zappa, Link Wray, Chris Spedding, Duane Allman und Derek Trucks? Die SG! Jeder dieser Musiker rang einer SG im Laufe der letzten 50 Jahre einen ganz speziellen Aspekt ab und machte sie auf seine Art unsterblich. Höchste Zeit, sich selbst um eine SG zu kümmern, oder?

Gibson SG heute

… und zwar Stand August 2011! Das SGProgramm ist vielfältig, gruppiert sich gefällig um Vintage- und Signature-Modelle und ist wie z. B. im Fall der Zoot Suit auch immer für eine Überraschung gut. Überraschend auch die zum Teil sehr günstigen Preise bestimmter Serien wie z. B. der Special 60s Tribute-Modelle, begleitet von einer Händler- Politik, die zur Folge hat, dass die Instrumente nur noch in großen Musikläden zu haben sind. Zudem verzichtet Gibson in Europa auf länderspezifische Vertriebspartner und regelt seine Geschäfte von einer Zentrale in Rotterdam aus. Gibson hat es sich nicht nehmen lassen, den 50-jährigen Geburtstag der SG auch zu feiern, und zwar durchaus spektakulär: Der Hersteller bringt jeden Monat ein neues SGModell auf den Markt!! Diese Modelle sind in unserer Tabelle nicht gelistet, wir wollten und konnten den redaktionellen Rahmen für eine dann noch viel größere Tabelle nicht sprengen. Die Tabelle setzt die bekannten Features voraus, die eine typische SG ausmachen. Das sind:

– Mahagonikorpus

– Mahagonihals

– Palisandergriffbrett m. 12“-Radius

– 22 Medium-Jumbo-Bünde

– Tune-o-matic-/Stop-Tailpiece

– 628-mm-Mensur

– 17° Kopfplattenwinkel

– 4° Hals/Korpus-Winkel

– Vol-Regler: 300 kOhm

– Tone-Regler: 500 kOhm plus .0223 mf- Widerstand

die angegebenen Preise sind sogenannte „Street“-Preise, die je nach Händler leicht von den hier angegebenen abweichen können.

Mehr zur Thema Gibson SG und anderen Gibson Gitarren findest du in unserer Gibson Sonderausgabe: http://musik-media-shop.de/gitarre-bass/sonderhefte/gitarre-bass-1797

 

Aus Gitarre & Bass 10/2011

Gibson jetzt bei Amazon

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Gibson bei Amazon

Was kann man eigentlich nicht bei Amazon kaufen?

Gute Frage, Gibson-Gitarren gehören jedenfalls seit neustem zum festen Sortiment des Online-Giganten. Unter www.amazon.de/gibson wird man ab sofort direkt in den Amazon-Gibson-Shop geleitet, wo über 200 verschiedene Modelle der Traditionsmarke sowie der Tochterfirma Epiphone angeboten werden.

Darf es also zum nächsten Paar Sneakers, oder zur nächsten DVD vielleicht noch eine Les Paul sein? Mit Express-Versand und als Geschenk verpackt? Tipps zum Gitarre kaufen gibt’s sogar umsonst!

 

Gibson Nashville-Brücke

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LPTD14HYCH1-Glam-Shot

Gibson Les Paul Traditional

Q: Auf meiner schönen Gibson Les Paul Traditional ist eine so genannte Nashville-Brücke montiert. Nun liegen die Saiten am hinteren Rand Richtung Tailpiece auf der Brücke auf. Hat das irgendwelche (negativen) Auswirkungen auf den Klang? Sollte ich das Tailpiece vielleicht höher stellen, oder ist der höhere Saitendruck auf die Brücke sogar von Vorteil?

Hartmut G.

Nashvillebridge

Die Nashville-Bridge

Da sich der Klang durch Veränderung des Saitendrucks auf den Steg recht stark ändert, ist das eine sehr gute Stelle, an der man klanglich etwas ausprobieren kann, ohne gleich das Instrument umbauen zu müssen. Prinzipiell stelle ich persönlich den Saitenhalter so tief, dass nur die beiden E-Saiten die hintere Kante des Nashville-Stegs leicht berühren. Es kann allerdings besser klingen, wenn der Saitenhalter höher steht, denn dann wirkt der Saitendruck nicht so stark auf die Bridge ein. Hier kann ich dich nur ermuntern, etwas zu experimentieren, bis du deinen Sound gefunden hast. Zum Einstellen bitte unbedingt die Saiten lockern, damit die Bolzenschrauben nicht beschädigt werden! Liegen jedoch alle sechs Saiten auf der hinteren Kante des Stegs auf, biegt sich dieser erfahrungsgemäß nach einiger Zeit durch, da das Material dem erhöhten Druck nicht gewachsen ist. Aber abgesehen davon gilt: Was klingt – ist gut!

Die Epiphone Björn Gelotte Signature Les Paul im Test

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Epi Björn Gelotte

Nach 20 Jahren, in denen Björn Gelotte mit In Flames die CD-Schränke der Metal-Fans in regelmäßigen Abständen belieferte, ist es nun an der Zeit, dem bärtigen Schweden ein eigenes Signature-Model zu widmen. Dieses kommt aber überraschenderweise nicht von Gibson (deren Gitarren Gelotte jahrelang spielte), sondern von Epiphone und wurde von ihm kurzerhand zu seiner Nr.-1-Live-Gitarre erklärt.

In Flames gehören definitiv zu den wichtigsten Metal-Bands der letzten 30 Jahre. Gegründet 1990, schafften sie es gegen Ende der 90er nach zahllosen Umbesetzungen ein Line-Up zu formieren, welches die Metal-Welt revolutionieren sollte. Mit ihrer Mixtur aus Härte, sehr tief gestimmten Gitarren und Melodien, die klar am schwedischen Folk orientiert sind, gelten In Flames als eine der wichtigsten Band bei der Begründung des sogenannten Göteborg- Sounds.

Neben Gitarrist Jesper Strömblad war es Björn Gelotte, welcher den Sound von In Flames absolut maßgeblich mitgestaltete. Dabei war eine schwarze Gibson Les Paul Custom mit EMG Pickups in Kombination mit einem Peavey 5150 (später auch gerne JVM-Marshalls) stets die Waffe der Wahl. Nun steht mit der Epiphone Björn Gelotte Les Paul eine genaue Nachbildung dieser Gitarre in den Startlöchern und das zu einem äußerst attraktiven Preis.

Konstruktion

Im Interview auf der Musikmesse in Frankfurt machte Gelotte sofort deutlich, dass ihm eine solide und stabile Konstruktion sehr wichtig sei. Glaubt man dann auch sofort, wenn man die schwarze Schönheit aus dem Case hebt. Satte 4,2 Kilogramm zeigt die Waage an, Hohlkammern dürfte man sich hier wohl gespart haben. Mehr ist eben manchmal doch mehr.

Die gesamte Gitarre ist aus Mahagoni, der Hals hat ein in ein cremefarbenes Binding eingefasstes Ebenholzgriffbrett. Hier sind leichte Unsauberkeiten im Übergang zum Holz zu sehen die aber rein optischer Natur sind. Die Bundierung und der Sattel zeigen sich tadellos. Bei der Halskonstruktion wurde das Konzept von „mehr Holz = mehr Ton“ fortgesetzt, das Profil hat richtig was auf den Rippen.

EMG 81 & 85

Die als „59 Custom“ bezeichnete Rundung erinnert sehr an das alte Roundback-Profil der Les Pauls der späten 50er-Jahre. Absolut sinnvoll, wenn man bedenkt, dass Herr Gelotte seine Les Paul auf Drop-A# runterstimmt. Bei entsprechend dicken Saiten hat man da besser einen massiven Hals. Wie bei der Gibson, die er lange spielte, kommen beim Epiphone-Modell Pickups von EMG zum Einsatz.

Es handelt sich um die häufig verwendete Kombination aus 81 (Steg) und dem etwas wärmer klingenden 85 (Neck). Hals und Korpus sind in einem deckenden und hochglänzenden Schwarz gehalten, was zusammen mit der goldenen Hardware und den goldenen Pickup-Covern einen edlen Eindruck macht. Dabei fällt auf, dass die EMG-Pickup-Kappen aus der Metal- Works-Serie ohne sichtbare Polepieces auskommen, was dem Ganzen einen modernen Look gibt.

Die Mechaniken stammen von Grover und arbeiten mit einer 18:1 Übersetzung genau. Auf der Kopfplatte zeigt sich neben Gelottes Signatur auch eine witzige Adaption des Jesterheads, dem Symbol von In Flames, welcher hier in der altbekannten Split-Diamond-Optik daherkommt. Als Brücken- und Saitenhalterkonstruktion findet die altbekannt- und -bewährte Kombination aus Tune-o-matic- Bridge und Stop Tailpiece Verwendung, alles in allem zeigt sich die Björn Gelotte Les Paul in einem altgediegenen Gewand mit ein paar modernen Details.

Gelotte mit Les Paul

Björn Gelotte mit seiner langjährigen No.-1-Les-Paul- Custom, die Pate für sein Signature- Instrument stand und die ein Autogramm von Billy Gibbons auf der Rückseite der Kopfplatte trägt.

 

Praxis

Der erste Eindruck bestätigt sich in den ersten Sekunden des Anspielens − hier hat man richtig was in der Hand. Trotzdem muss man sagen, dass die 4,2 Kilo einem nicht klobig oder unangenehm vorkommen. Aufgrund des massiven Halses ist das Gewicht über die gesamte Gitarre verteilt und das Instrument hängt vollkommen ausgewogen am Gurt. Das 59-Custom-Profil liegt angenehm in der Hand und ermöglich ein komfortables Spiel bis in die hohen Lagen. Sicher, für den ein oder anderen mag sich der dicke Hals zunächst etwas ungewohnt anfühlen, mit ein bisschen Gewöhnung sollte das aber kein Problem sein.

Die Werkseinstellung ist absolut in Ordnung, hier gibt es nichts zu bemängeln. Der akustische Eindruck allerdings überrascht dann doch ein wenig. Wer jetzt vermutet, dass diese Les Paul eher ein wenig wärmer und träger klingen könnte, wird sogleich eines Besseren belehrt. Die Ansprache im Ton ist schnell, das Attack knackig und der Ton brillant und dennoch ausgewogen.

Meine 4,8 Kilo schwere Mahagoni/Ahorn Strat mit Humbuckern und ebenfalls einem Ebenholzgriffbrett, wirkt dagegen deutlich langsamer und klingt viel weniger strahlend in den Höhen. Besonders in den oberen Mitten zeigt sich die Björn Gelotte Signature präsent und vor Kraft strotzend. Aber was ist schon die Signature-Gitarre eines In-Flames-Gitarristen in der Standard- Stimmung? Also schnell die ebenfalls zum Test vorliegenden D‘Addario NYXL 12-54 Saiten (siehe Seite 135!) aufgezogen und runtergestimmt.

Batteriefach E-Fach

Im Drop C Tuning spielt diese Gitarre ihr wahres Potential aus. Die Mitten verschieben sich merklich nach unten und es entsteht eine beeindruckende Wirkung in den Tiefmitten. Hier wird jetzt richtig Druck gemacht, sofort zwingen sich schwere und schleppende Riffs in die Finger. Aber der Reihe nach, erst mal schauen, was die Gitarre an gemäßigten Klängen zu bieten hat.

Am Verstärker mit einem cleanen bis leicht crunshigen Sound zeigt sich, wie gut das Instrument mit den verwendeten Pickups harmoniert. Matschige oder basslastige Sounds sucht man hier vergebens. Stattdessen unterstützt der EMG 81 am Steg das schnelle Ansprechverhalten und sorgt dafür, dass in tiefen Tunings die Klarheit über das gesamte Klangspektrum erhalten bleibt.

Der 85 am Hals zeigt sich im direkten Vergleich deutlich wärmer und singender, erhält aber trotzdem die klangliche Präsenz, die den Klang dieser Gitarre so sehr prägt. Das Attack wird schön dargestellt, der gesamte Klang wirkt sehr plastisch. Schalten wir nun ein bis zwei Gänge höher und gehen in den Vollgas-Modus. Hier ist dann endgültig klar, wofür dieses schwarze Schwergewicht entworfen wurde. Der Stegtonabnehmer macht jetzt richtig Druck, schafft es aber, besonders in den Bässen fokussiert und präzise zu klingen.

Headstock

Diese Eigenschaft des EMG 81 dürfte für Björn Gelotte besonders wichtig sein, wenn man bedenkt, dass sein Tuning noch deutlich tiefer und die verwendeten Saiten noch eine ganze Stufe dicker sind (das wollen wir dem armen Testinstrument lieber ersparen…). Singlenotes auf dem Halspickup klingen angenehm warm und haben ein langes und ausgeglichenes Sustain, aber auch Akkorde lösen hier noch schön transparent auf. Von dem kalten und sterilen Klang, der EMG-Pickups ja zuweilen nach gesagt wird, ist hier weit und breit nichts zu hören.

Ganz im Gegenteil: Die Björn Gelotte Signature Les Paul hat besonders am verzerrten Amp einen druckvollen, warmen aber jederzeit präzisen Klangcharakter, der perfekt geeignet ist, alle Bereiche von harter Musik abzudecken und es fast schon erzwingt, dass man dreckige, tiefe und drückende Riffs spielen will. Das heißt aber nicht, dass wir es hier mit einem One-Trick-Pony zu tun haben. Auch bluesige Licks à la Gary Moore oder Southern-Rock-Riffs der Marke Zakk Wylde sind eine wahre Freude auf diesem Instrument. Die Pickups zeigen sich sehr flexibel und man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Gitarre in eine Richtung zwingen zu müssen, die ihr nicht liegt.

Resümee

Dass der In-Flames-Gitarrist eine Signature- Gitarre bekommt, war eigentlich längst überfällig, ist die Band doch mittlerweile zu einer der größten europäischen Metal-Gruppen und Top-Festival-Acts überhaupt aufgestiegen. Dass diese Les Paul nun von Epiphone kommt und nicht von Gibson, mag vielleicht überraschen, der Qualität tut es jedoch keinerlei Abbruch.

Was die Firma mit dieser Interpretation der klassischen Les Paul abliefert, ist schlichtweg eine rundum tolle, vielseitige und großartig klingende Gitarre mit einer top Ausstattung zu einem Preis, der wirklich mehr als interessant ist (vor allem, wenn man das hochwertige Case bedenkt). Von der Bespielbarkeit über die Verarbeitung bis zum Klang lässt die schwarze Schönheit kaum Wünsche offen und dürfte zu den besten Gitarren gehören, die es in letzter Zeit von Epiphone gegeben hat.

 

Plus
• Spielbarkeit
• Optik
• Pickups
• Preis/Leistungsverhältnis
• Klangeigenschaften
Minus
• leichte Unsauberkeiten beim Neck-Binding

 

Übersicht

 

 

Gibson Les Paul Goldtop 1952

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Ein Hauch von ehrfurchtsvoller Stille ist schon zu spüren, wenn sich der alte, braune Koffer öffnet und nun über eine goldene Gibson Les Paul geschrieben werden soll. Denn diese Gitarre ist ein Original, sie ist schon über 60 Jahre alt und eine der ersten Gibson-Solidbody-Gitarren überhaupt: Die Gibson Les Paul Goldtop 1952.

Les Paul Goldie

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Denn diese Goldtop hat im Vergleich zu den Serien-Modellen von 1952 weder Seriennummer noch Halseinfassung. Außerdem ist ihr Steg-Pickup zusätzlich mit zwei Schrauben überkreuz befestigt, ein untrügliches Anzeichen für den Beginn der Zeit, in der Gibson das Bestmögliche tun wollte, um dem Konkurrenten aus dem fernen Kalifornien und dessen simpler, telegener Brett-Gitarre Paroli zu bieten. Doch es ist auch einmal an der Zeit, nun aufzuräumen! Denn gerade um diese Gitarre und ihre Entstehung ranken sich einige Gerüchte, die zum großen Teil recht widersprüchlich sind und nach Aufklärung rufen. Bei Recherchen in verschiedenen Literatur- und Internet-Quellen fällt immer wieder auf, dass nicht klar nachzuvollziehen ist, wie die erste Solidbody-Gitarre von Gibson überhaupt entstanden ist – und wie es zu dem folgenschweren Missverständnis kam, dass die Gitarre nahezu unspielbar machte, und Gibson sie trotzdem auf den Markt brachte.

Lester

Der begnadete Gitarrist und Techniker Lester Polfus alias Les Paul stellte Ende der 1940er Jahre sein Konzept einer Solidbody-Gitarre den Gibson-Oberen vor und wurde zurückgewiesen. Man glaubte nicht an dieses Instrument, das eher an einen „Besenstiel mit Saiten“ als an eine altehrwürdige Gibson-Gitarre erinnerte. Nur wenig später, wachgerüttelt durch Gerüchte über eine einfache, aber erfolgreiche Solidbody-Gitarre, die ein Elektriker namens Leo Fender hergestellt und bei Musikern erfolgreich gelandet hatte, trieb Gibson dann plötzlich zur Eile an. Hier hatte inzwischen Ted McCarty das Sagen, und ihm war klar, dass der Erfolg von Solidbody-Gitarren nicht mehr aufzuhalten war. Und Gibson musste mit auf diesen Zug aufspringen, wollte der Hersteller weiterhin kommerziell erfolgreich arbeiten.

Was jedoch ab dem Zeitpunkt dieser Erkenntnis passierte – man schrieb das Jahr 1950 –, ist nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen. Bzw. gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Versionen; die eine wird von Ted McCarty, die andere von Les Paul erzählt. Während Les Paul bei jeder Gelegenheit bis heute behauptet, er hätte die Gitarre, die seinen Namen trägt, komplett bis auf die Ausnahme der gewölbten Decke erfunden, erzählt der durchaus als seriös einzustufende Ted McCarty eine andere Ge schichte. Demnach begann Gibson mit dem Projekt Solidbody-Gitarre Ende 1950. Daran beteiligt waren neben Ted McCarty Produktionsleiter John Huis und zwei weitere Mitarbeiter der Firma.

Les Paul Corpus

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Dieses Team hat die Gitarre entwickelt, die wir heute als Les Paul kennen, inklusive der gewölbten Decke, die Mr. Berlin, Geschäftsführer von CMI (= Konzern, dem Gibson gehörte) aus dem Grund vorschlug, weil Gibson eine spezielle Schleifmaschine besaß, die andere Hersteller zu dieser Zeit nicht hatten. So könne man sich nicht nur optisch von den Mitbewerbern abgrenzen, sondern gleichzeitig denen das Kopieren schwer bis unmöglich machen. Außerdem wollte Mr. Berlin das Design der neuen Solidbody-Gitarre nicht zu weit von dem gewohnten Gibson-Erscheinungsbild entwickelt wissen, dass damals natürlich noch von Archtop-Gitarren geprägt war. Wer nun sieht, mit welchen Gitarren Mr. Les Paul spielte, wird schnell feststellen, dass er auch nach 1952 fast immer nur Spezialanfertigungen „seines“ Modells spielte, deren Decken nicht gewölbt sondern flach waren.

Er wird zudem mit der Feststellung zitiert, dass Gibson ihn mit Gitarren zwar „zugeworfen“ hätte, die er aber alle nach seinen eigenen Vorstellungen modifizierte. Er gab also seinen Namen für eine Gitarre, mit der er eigentlich gar nicht spielen wollte. Sicherlich hatte er dafür seine guten Gründe … und weiter geht die Story. Ted McCarty hatte also die fertige Gitarre als Prototyp in der Hand und dachte darü- ber nach, wie man sie am besten auf dem Markt etablieren könnte. Ein bekannter Name könnte den Einstieg beträchtlich erleichtern, so wie Gibson dies in den 1930er Jahren bereits erfolgreich vorexerziert hatte – mit den Signature-Akustik-Gitarren für Nick Lucas, Ray Whitley, Roy Smeck und einigen anderen.

Les Paul war in den 1950er Jahren zusammen mit seiner Frau Mary Ford das Traum-Duo der amerikanischen Hitparaden. Sie landeten einen Hit nach dem anderen und machten nach Angaben von McCarty „eine Million Dollar pro Jahr“. Außerdem kannte man sich, denn Les Paul war ja der Mann, der Gibson vor einigen Jahren seine merkwürdige Gitarre gezeigt hatte und dafür ausgelacht worden war. Es war also nicht nur Zeit, sich zu revanchieren, sondern diesen Mann und seinen jetzt berühmten Namen mit ins Solidbody-Boot zu holen. Nach McCartys Version kommt also erst jetzt, nachdem die komplette Gitarre schon fertig konstruiert und ein Prototyp gebaut worden waren, Les Paul mit ins Spiel.

Sinlge Coil

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Herbst in Pennsylvania

Les Paul befand sich zusammen mit Mary Ford im Herbst 1951 in einem gemütlichen Jagdhaus in Stroudsburg/Pennsylvania, wo sie in der ruhigen, zurückgezogenen Atmosphäre neue Songs aufnahmen. Ted McCarty und Pauls Manager Phil Braunstein fuhren dorthin und zeigten Les Paul die neue Solidbody-Gitarre. Ihr Ziel war es, ihn zu einer Zusammenarbeit zu überreden in der Form, dass er die neue Gitarre öffentlich spielen, und dass sie seinen Namen tragen sollte. Natürlich nicht umsonst – Les Paul sollte am Verkauf der Gitarren beteiligt werden, in einer Höhe, die es noch auszuhandeln galt. Nun – das Feuer knisterte im Kamin, der Wein schmeckte gut, und als sogar Mary Ford die neue Gitarre gefiel, hatte auch Paul nichts dagegen, in den Deal einzusteigen. Als Endorser-Provision wurden 5% vom Verkaufspreis jeder Gitarre ausgehandelt und der Vertrag auf fünf Jahre befristet.

Dieser Prototyp der Les Paul, der die winterliche Reise von Kalamazoo nach Stroudsburg machte, entsprach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dem späteren Serienmodell – bis auf ein Bauteil: Als Saitenhalter wurde der damals übliche Archtop-Halter plus eine separate Brücke verwendet. Les Paul schlug vor, seine eigene, patentierte Konstruktion – einen kombinierten Trapez-Saitenhalter mit integrierter Brücke zu verwenden, und McCarty hatte nichts dagegen. So nahm das Dilemma seinen Lauf. Les Paul regte sich über die ersten Gitarren aus der Produktion, die er zugeschickt bekam, mächtig auf: „Sie haben an der Gitarre alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte!“ Was war passiert?

Les Paul Goldie

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Dieser große Saitenhalter hätte auf eine nicht gewölbte Decke wunderbar gepasst, doch als die ersten Les-Paul-Gitarren die Produktion verließen, mussten die Gibson-Mitarbeiter feststellen, dass die Gitarre schlichtweg nicht spielbar war! Zumindest nicht, wenn die Saiten wie ursprünglich geplant und bei Archtops auch üblich, über den Steg verlaufen – in einem viel zu hohen Abstand über Decke und den Tonabnehmern. Die gewölbte Decke, die den Auflagepunkt der Saiten deutlich erhöhte, und der Les-Paul-Saitenhalter passten einfach nicht zusammen – ein deutliches Indiz dafür, dass beide nicht einem Hirn entstammt sein konnten. Ob Les Paul das nicht gewusst hatte, als er im flackernden Licht des Kaminfeuers den Prototyp der Gitarre sah und ihr seinen Saitenhalter empfahl? Oder ob die Gibson-Konstrukteure unter dem Zeitdruck einfach einen Fehler nach dem anderen machten?

Wir wissen es nicht, wahrscheinlich traf beides zu. Da zudem der Winkel, in dem der Hals in den Korpus geleimt worden war, recht flach gewählt war, blieb den Gibson-Mitarbeitern keine andere Möglichkeit, um eine einigermaßen spielbare Gitarre zu erzielen, als die Saiten unter (!) dem Steg durchzuführen. Doch dies hatte wiederum zur Folge, dass der Gitarrist weder mit der rechten Hand die Saiten dämpfen noch bequem spielen konnte – der Steg war der Spielhand immer im Weg. Nun – Gibson war dennoch der Meinung, dass man die Gitarre auf den Markt bringen könnte, und bot sie für $210 an. Ein günstiger Preis, wenn man bedenkt, dass die Fender Telecaster immerhin $189 kostete und weitaus einfacher herzustellen war.

Man wollte dem Kalifornier etwas entgegensetzen, und wollte nicht länger damit warten. Wahrscheinlich wird man niemals ganz exakt die Geburtswehen der ersten Les Paul nachskizzieren können, doch wirft man alle Argumente der Beteiligten in einen Topf, erscheint es wahrscheinlich, dass Gibson tatsächlich das komplette Instrument entwickelt hat, und Les Paul den Fehler begangen hat, seinen Saitenhalter zu empfehlen, ohne an die gesamte Konstruktion der Gitarre zu denken. Zumindest hatte er bei der Wahl der Farbgebung Entscheidendes beigesteuert: „Gold – das bedeutet Reichtum, das Beste. Also soll die Gitarre goldfarben lackiert werden.“

Stegpickup alt

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Auch wenn Les Paul die Geschichte komplett anders erzählt, ist sein Verdienst um den kommerziellen Erfolg dieses Modells unbestritten. Ohne Les Paul hätte die Les Paul ihren Siegeszug niemals so furios starten können, wie sie es in den 1950er Jahren tat! McCarty reagierte relativ schnell auf die so unbequem zu bespielenden Goldstücke; bereits ein Jahr später gab es die neue Version mit einem Einteiler-Steg, der alle Dämpfungs- und Spieltechniken erlaubte, die die Gitarristen bei den ersten Modellen vermissten. Eine weitere Mär ist jedoch die in vielen Büchern und anderen Quellen verbreitete Aussage, dass gleichzeitig der flache Halswinkel erhöht wurde. Bei einem Direktvergleich mit dieser Les Paul und einer von 1953 mit Einteiler-Steg haben wir in der G&B-Redaktion exakt den gleichen Winkel festgestellt.

So ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu sagen, dass erst ab 1954, bei der Konstruktion der damals neuen Les Paul Custom, in Verbindung mit der neuen Stop-Tailpiece/Tune-o-matic-Brücke der steilere Halswinkel eingeführt wurde, der bis heute mit wenigen Abweichungen beibehalten wurde.

Goldrausch Dennoch – trotz dieses peinlichen Produktionsfehlers ist die 1952er Les Paul, die uns hier vorliegt, eine faszinierende Gitarre. Das Mahagoni ist leicht, der Hals natürlich wunderbar eingespielt und glatt – im Gegensatz zu vielen neuen Hälsen, die zwar seidenmatt lackiert, aber auch ein wenig stumpf sind. Natürlich ist dieser Saitenhalter überall im Weg, nur wenn man in etwa über dem HalsPickup spielt, also weit weg vom Steg, erhält man ein relativ normales Spielgefühl. Der Klang der Goldenen ist wunderbar: Weich, füllig und warm, mit „holzigen“ Spitzen, die hervorragend von den beiden Singlecoil-Pickups wiedergegeben werden.

Wenn auch viele an diesen ersten Les Pauls zu Recht konstatieren, dass der Halswinkel zu flach sei, um das typisch lange Les-Paul-Sustain und den bekannten, druckvollen Klang zu unterstützen, gibt es nicht wenige, die genau diese etwas offenere, transparente und höhenreichere Klangcharakteristik der ersten LesPaul-Jahrgänge lieben. Wie auch immer – diese 1952er Les Paul versprüht deutlich die Magie, die nur alte, viel gespielte Gitarren besitzen.

Profil

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Gibson Les Paul 1958 Reissue Player’s Cut

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session

Schicke Farben und der spezielle Halsübergang zeichnen diese Les Pauls aus.

Nur bei session gibt es die Gibson Les Paul 1958 Reissue Player’s Cut (€ 3999) – eine Serie von 25 Custom Shop Les Pauls im 1958-Historic-Style, allerdings mit handselektierten Ahorndecken. Die Bezeichnung Player’s Cut spielt auf den ergonomischen Hals-Korpus-Übergang an, der im Stil der Les Paul Axcess gestaltet ist, was den Zugang zu den hohen Lagen vereinfacht.

Ein weiteres Schmankerl sind die exklusiven Farben, die nicht im regulären Programm zu finden sind und sich an Vorbildern aus den Collector’s Choice- und Artist-Serien orientieren: Green Lemon, Vintage Lemon Burst, Bourbon Burst, Cherry Darkburst und Orange Sunset. Das VOS-Finish, der Long Neck Tenon, die Hide-Glue-Verleimung von Palisandergriffbrett und Mahagonihals sowie die Custombucker-Tonabnehmer in Zebra-Version runden die Ausstattung der Gitarren ab.

Oli Lohmann von session inmitten seiner Schäflein Offene "Zebra"-Custombucker am Start. session session session

www.session.de

Pearly Gates: Billy Gibbons’ legendäre Les Paul

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Billy Gibbons mit Les Paul Gitarre

Während Billy Gibbons in seinen jungen Jahren alle möglichen Gitarren gespielt hatte, tendierte er später verstärkt zur Les Paul.

Nachdem er sich ein paar sehr schöne Modelle zugelegt hatte, bekam Billy Gibbons eines Tages eine wunderbare Les Paul angeboten, die er unter denkwürdigen Umständen kaufte und ihr deshalb den Spitznamen „Pearly Gates“ gab: Die Musiker fuhren damals einen Packard, Baujahr 1936, ein zwar sehr komfortables, aber gleichzeitig auch altes und reichlich abgehalftertes Fahrzeug.

„Eine Freundin wollte nach Kalifornien fahren, um sich für eine Rolle in einem Film zu bewerben. Ich gab ihr meinen alten Packard mit, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob die Karre die Reise überhaupt überstehen würde“, erzählt Billy Gibbons. Doch das Schicksal meinte es gut mit der ZZ-Top-Freundin: Der betagte Packard erreichte sein Ziel und die Frau bekam die Filmrolle.

Gibbons: „Deswegen nannten wir das Auto ,Pearly Gates‘ (zu Deutsch etwa: Himmelspforte), weil wir dachten, dass es offenbar gute Kontakte zum Himmel hat.“ Etwa zeitgleich versuchte Gibbons, eine wunderschöne 59er Les Paul zu erwerben.

„Dem Besitzer war sie zu schwer, ich aber hatte eigentlich kein Geld, um sie kaufen. Ich hielt ihn für ein paar Tage hin, und gerade an dem Tag, als er endgültig eine Entscheidung von mir forderte, überwies mir die Freundin das Geld für den alten Packard, den sie einem Sammler verkauft hatte. So konnte ich die Gitarre bezahlen.

Ich rief bei meiner Freundin an und dankte ihr, sie sagte nur: „Scheinbar bringt uns beiden der alte ,Pearly Gates‘-Packard viel Glück. Jetzt kannst du mit der Gitarre göttliche Musik machen.“ Logisch, dass Gibbons der Les Paul ebenfalls den Namen „Pearly Gates“ gab und mit ihr auf nahezu allen ZZ-Top-Scheiben gespielt hat. Obwohl er mittlerweile eine Reihe weiterer Les Pauls gekauft hat, besitzt keine davon einen so dicken, süßlichen Ton wie die originale Pearly Gates.


Gibson Les Paul oder Fender Stratocaster?

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Die Gibson Les Paul und die Fender Stratocaster sind die erfolgreichsten E-Gitarren, die je gebaut wurden. Doch für welche Gitarre soll man sich entscheiden, wenn man vor der Wahl steht: Leg ich mir eine Les Paul oder eine Strat zu? Gute Frage! 

8 Les Paul Modelle

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Es gibt in dieser Welt Gegensätze, die scheinen unvereinbar. Entweder man entscheidet sich für das Eine oder aber das Andere. Das sind Ideologien, Religionen, Feindschaften oder, positiv gesehen, schlichte Vorlieben.

Entweder ist man für Beatles oder Rolling Stones, Köln oder Düsseldorf, 1860 oder Bayern, Sekt oder Selters, Rouge oder Noire. Dazwischen klafft ein Graben, Grenzübertretungen sind so gut wie unmöglich. Bei Gitarristen manifestiert sich die Weltanschauung nur zu oft in der Frage: Spiele ich Les Paul oder Stratocaster. Eigentlich keine schlechten Alternativen.

Beide Gitarren, Gibsons Les Paul und Fenders Stratocaster sind die erfolgreichsten E-Gitarren, die je gebaut wurden. Niemand kann genau sagen, von welchem Modell mehr gebaut worden sind. Das ist auch unerheblich, beide haben sie die Musik der letzten 60 Jahre geprägt, wie kein anderes Instrument. Die Geburtstage der beiden Klassiker liegen etwa zwei Jahre auseinander.

Die Entstehung der Gibson Les Paul & Fender Stratocaster

Die Les Paul kam 1952 auf den Markt, die Stratocaster 1954. Gibson hatte sich damals beeilen müssen, denn die Fender Broad/Telecaster von 1950 schien ein Erfolg zu werden. Anfangs hatten die Verkaufsstrategen bei Gibson nichts von einer E-Gitarre mit massivem Korpus wissen wollen. Als dann aber der Konkurrent aus dem fernen Kalifornien eine Marktlücke gefunden zu haben schien, entwickelten die Gitarrenbauer aus Michigan in aller Eile ihr eigenes Konzept. Immerhin konnten sie den prominentesten Taufpaten verpflichten, den es damals gab.

Der Gitarrist Les Paul war der größte amerikanische Popstar der späten 40er und frühen 50er Jahre. Seine Platten wurden dutzendweise zu Hits und sein Ruf als innovativer Gitarrist war einzigartig. Les Paul war an der Entwicklung beratend beteiligt gewesen, stellte seinen guten Namen zur Verfügung und bekam Tantiemen von jeder verkauften Gibson, die sein Signet trug. Da Gibson einen traditionsreichen Namen hatte und man dem Elektriker aus dem Westen nicht ganz so viel zutraute, wurde das „Les Paul Model“ etwas aufwändiger produziert als die einfache Planke namens Telecaster. Eine geschnitzte, gewölbte Decke und eine goldene Lackierung sollten den Musikern suggerieren, wer die richtigen Gitarren zu bauen imstande war.

Fender Stratocaster

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Leo Fender, jener Elektriker aus dem Westen, verfolgte das sehr genau. Ihm war klar, dass er reagieren musste. Sein Gegenentwurf zur Les Paul bekam den Namen „Stratocaster“: Es war eine äußerst elegante Gitarre, attraktiv in Sunburst lackiert, mit einem Korpus, der sich perfekt am Körper des Gitarristen anschmiegte, denn es gab, anders als bei Telecaster oder Les Paul, keine Ecken mehr, nur noch abgerundete Kanten. Und die Stratocaster hatte drei Tonabnehmer! Leo Fender hatte zum zweiten Mal demonstriert, dass er in der Lage war, ein perfektes Instrument zu entwickeln, wenn man ihm nur die nötige Ruhe und Zeit ließ.

Die kompletten 50er Jahre hindurch, bis ins Jahr 1959, hielt er es nicht für nötig, maßgebliche Details zu verändern. Dann erst führte er bei allen seinen Instrumenten Palisander-Griffbretter ein. Gibson verfolgte eine andere Strategie. Die Les Paul wurde beinahe jedes Jahr modifiziert. Steg, Saitenhalterung und Tonabnehmer wurden immer wieder geändert.

Gleichzeitig vergrößerte Gibson kontinuierlich die Les-Paul-Familie. Ab 1955 gab es vier Varianten: Junior, Special, Standard und Custom, im Laufe des Jahrzehnts in unterschiedlicher Farbe und wechselnder Ausstattung. Während Gibson es mit Vielfalt probierte, setzte Fender auf Kontinuität. Sehr viel genutzt hat beides nicht. Die Verkaufszahlen der Les Paul waren gegen Ende der 50er rückläufig. Man probierte es noch einmal mit einem radikalen Designwechsel.

Die Gitarren bekamen einen wesentlich dünneren, konturierten Korpus mit zwei Cutaways, aber auch das half nicht. 1962, als der Vertrag mit dem Namensgeber Les Paul hätte erneuert werden müssen, trennte man sich voneinander. Fortan hießen Gibsons E-Gitarren schlicht „SG“, was soviel bedeuten sollte wie „Solid Guitar“. Die Ära der Les Paul war erst einmal beendet, und es dauerte bis 1968, bis wieder Gitarren mit diesem Namen gebaut wurden.

Warum wurde dieses Konzept damals nur ein magerer Erfolg?

Kaum ein bekannter Musiker griff in den 50er Jahren zu dieser Gibson (außer natürlich Les Paul selbst, aber dessen Stern begann in den Zeiten von Rock ’n’ Roll zu sinken, und er bevorzugte zudem meist Les-Paul-Sonderanfertigungen mit flachen Decken, die es in der Form nicht serienmäßig gab).

Ein paar Blueskünstler wie Feddie King oder John Lee Hooker wurden mit einer Les Paul gesehen. Bill Haleys Gitarrist Franny Beecher spielte eine Les Paul Custom, aber eigentlich war die Zeit der „Brettgitarre“ noch nicht gekommen, fast alle – die großen Stars sowieso – spielten elektrische Gitarren mit F-Löchern. Mit der Stratocaster war es ähnlich. Außer Buddy Holly wurde kein Star mit Fenders Flaggschiff in Verbindung gebracht. Immerhin wurde die Stratocaster nicht aus dem Programm genommen. Leo Fender war allerdings überzeugt, dass neue Modelle nötig waren.

Die Jazzmaster und die Jaguar sollten die nötigen Umsätze bringen. Und so fand die Musik der 1960er Jahre weitgehend ohne Stratocaster- und komplett ohne Les-Paul-Modelle statt. Aber, was für Amerika gilt, kann im Rest der Welt ganz anders aussehen.

In England begann in den 1960er Jahren eine Entwicklung, die maßgeblichen Anteil an den Instrumentenvorlieben späterer Gitarristengenerationen haben sollte. Die populäre Musik des 20. Jahrhunderts bekam ihre wichtigen Impulse stets aus den USA. Vor dem Zweiten Weltkrieg war es der Jazz, danach, in den 1950er Jahren, vor allem der Rock ’n’ Roll, aus dem z. B. Elvis Presley hervorging. In den 1960er Jahren wurde alles anders, die Briten gaben in jener Dekade im wahrsten Wortsinn den Ton an.

Die großen Gitarristen der Rockmusik kommen meistens aus England, und wenn nicht, haben sie zumindest amerikanische Kollegen inspiriert und beeinflusst. Allerdings war die Situation für englische Gitarristen damals trostlos. Natürlich gab es amerikanische Vorbilder aus Blues, Rockabilly oder Country. Aber die kannte man nur aus dem Radio oder von Platten. Um etwas Eigenes zu kreieren brauchte man vor allem eins: Gitarren.

In Europa gab es Fabriken, die neben vielem anderen auch E-Gitarren in Mengen herstellten, die Qualität war hingegen eher mäßig. Englische Musiker träumten damals von deutschen Instrumenten, und Firmen wie Framus oder Höfner (auf dem englischen Markt als „Hofner“ vertrieben) lieferten auch über den Kanal, denn amerikanische Gitarren waren noch unerreichbar.

Jimi Hendrix live

Als Spätfolge des Krieges gab es in Großbritannien bis zum Ende der 50er Jahre ein Importverbot für amerikanische Waren. Die enormen Kriegsschulden verschlangen die Devisen für den Überseehandel, Konsumgüter für den privaten Gebrauch durften deshalb nicht eingeführt werden. Englische Gitarristen kannten zwar Gibson, Fender, Gretsch, Harmony und all die anderen, bekommen konnten sie diese Instrumente nicht. Es sei denn, man ließ sich etwas einfallen. Eine der ersten Megabands der 60er Jahre in Europa waren die Shadows – eigentlich ein Quartett, eine Gitarren-Band.

Allerdings arbeiteten sie dauerhaft mit einem Sänger, dem Teenager-Idol Cliff Richard. Er hatte mit und ohne Shadows Riesenerfolge und mehr Geld, als er ausgeben konnte. Seine Kumpels aus der Band überredeten ihn, aus den USA eine Gitarre zu beschaffen. Als Privatperson konnte er Waren einführen und deshalb auch eine so heißbegehrte Gitarre besorgen. Das große Vorbild der Shadows-Gitarristen war James Burton, der in der Band von Elvis Presley eine Fender Telecaster spielte. Sie besorgten also Cliff einen Fender-Katalog und der sollte sich um die Bestellung kümmern.

 

Cliff Richard war klar, James Burton ist ein Superstar, ein Mann aus der Band von Elvis, und der spielt natürlich das teuerste Modell, das Fender im Programm hat. Also bestellte er das teuerste, was Fender damals zu bieten hatte, mit allen Extras. Als die Gitarre geliefert wurde, machte Shadows-Chef Hank Marvin vorsichtig den Koffer auf – und was sah er: eine leuchtend rote Stratocaster mit vergoldeten Metallteilen – Fenders Spitzenmodell. Das war nicht das, was er wollte – James Burton spielte bekanntlich Telecaster -, aber er hatte nun immerhin eine Fender, und zwar die erste Stratocaster, die nach England importiert wurde. Die Gitarre wurde sein Markenzeichen und auf Jahre hinaus wollte von da an so ziemlich jeder Gitarrist in Europa zu allererst eine rote Stratocaster.

Nachdem Anfang der 60er Jahre das Embargo auf amerikanische Waren aufgehoben worden war, stapelten sich bei Fender in Kalifornien die Bestellungen aus England. Da man irgendwann nicht mehr genug rote Exemplare liefern konnte, schickte Fender Gitarren nach Europa, die lediglich grundiert waren. Selmer, der britische Importeur, sorgte dann für die endgültige Lackierung – natürlich in Rot.

Eric Clapton 1968

1968 Eric Clapton mit seiner ES-335 zu Cream-Zeiten

Was Cliff Richard da in seiner jugendlichen Naivität angerichtet hatte, zog weite Kreise. Ein (heute nicht mehr bekannter) Gitarrist im irischen Cork hatte bei seinem Instrumentenhändler eine Stratocaster geordert, in Rot natürlich. Der Händler bekam die Gitarre geliefert, allerdings in der Standardfarbe Sunburst, mit roten Gitarren gab es wie erwähnt Lieferengpässe. Tja, und diese Gitarre hat der Kunde nicht genommen, die Farbe stimmte schließlich nicht. So stand das Instrument bald danach im Schaufenster des Instrumentenhändlers in Cork.

Ein junger Gitarrist sah die Stratocaster und kaufte sie, denn ihm waren Hank Marvin und die Shadows ziemlich egal, er spielte den Blues. Und diese Stratocaster spielte er dann während seiner ganzen, großen Karriere, gut und gerne 30 Jahre lang. Sie wurde mit der Zeit immer unansehnlicher, denn er spielte viel. Dieser junge Mann war Rory Gallagher. Viel hätte nicht gefehlt und ein anderer berühmter Gitarrist hätte ebenfalls zu Beginn seiner unvergleichlichen Karriere eine rote Stratocaster gekauft. Am 18. Oktober 1960 schrieb George Harrison aus Hamburg seinem alten Schulfreund Arthur Kelly einen Brief nach Liverpool.

„I am playing in Germany and have much Geld“ … „I might manage a red Stratocaster with gold plated parts, but the one I want is the Gretch“(!) (kein Tippfehler, er schrieb wirklich Gretch) George Harrison entschied sich dann für die gebrauchte schwarze Gretsch Duo Jet und bestritt damit die ersten Jahre bei den Beatles. Fender hätte wohl ein Zweigwerk in England eröffnen müssen, um die Nachfrage nach roten Stratocaster bedienen zu können, wäre die Wahl damals anders ausgefallen. Es sind oft Zufälle, die einem Gitarristen sein Trauminstrument bescheren, eine bewusste Wahl war das in der Regel nicht.

Warum aber so häufig dann eine Stratocaster oder aber eine Les Paul?

Erinnern wir uns, beide Modelle waren in den 1960er Jahren völlig aus der Mode gekommen. Dennoch waren E-Gitarren von Fender oder Gibson erste Wahl, denn damals gab es eigentlich keinen anderen Produzenten von Solidbody-Gitarren in vergleichbarer Qualität. Eine Gibson oder Fender sollte es also sein. Warum dann nicht eine günstige gebrauchte? In den folgenden Jahren bekamen logischerweise viele der Instrumente einen neuen Besitzer. Als Mark Knopfler mit den Dire Straits anfing, spielte er eine gebrauchte, alte, rote Stratocaster.

Am besten war die Versorgungslage natürlich in den USA. Dort waren Les Pauls und Stratocaster erschwinglich und im An- und Verkauf oder Musikladen leicht zu bekommen. Als die englische Band The Hollies im April 1965 zum ersten Mal auf Tournee durch die USA war, gingen die Musiker in jeder freien Minute in die Läden, um sich mit Instrumenten einzudecken. Wenn man schon mal im Schlaraffenland ist, nimmt man auch ein paar Süßigkeiten für zu Hause mit. Einmal entdeckte Gitarrist Tony Hicks bei einem Pfandleiher eine Gibson Les Paul Standard. Die geforderten $ 80 waren ihm allerdings zu viel.

Die Hollies wurden von einem Kamera-Team begleitet, das jeden Schritt der Band filmte. Der Regisseur meinte, es passe prima ins Bild, wenn Hicks die Gitarre kaufen würde. Die $ 80 hat daraufhin die Filmgesellschaft bezahlt. Und die hieß zufälligerweise CBS, die kurz vorher – für etwas mehr Geld – die Firma Fender aufgekauft hatte. Und je mehr britische Bands in die USA reisten, desto mehr Instrumente kamen nach Europa. Die Rolling Stones deckten sich ein, die Kinks taten ähnliches. Dann begann Eric Clapton Les Paul zu spielen und von da an war klar: Wer als Gitarrist etwas werden will, braucht entweder eine Fender oder eine Gibson – im Idealfall eine Stratocaster oder eine Les Paul. Manch ein junger Musiker hatte sogar das Glück, dass die Eltern das Talent des Juniors fördern wollten.

Der junge Paul Kossoff, der mit Free später ein Stück britische Rockgeschichte geschrieben hat, konnte schon in jungen Jahren eine Les Paul Standard und eine Les Paul Custom sein Eigen nennen. Sein Vater war ein berühmter englischer Schauspieler, der für den Sohn offenbar nur das Beste kaufte. Aus heutiger Sicht kann man zwei Fraktionen sehen: die Jungs mit der Les Paul und jene mit der Stratocaster. Zur ersten Gruppe zählen Jimmy Page, Peter Green, Robert Fripp, Keith Richards, Mick Taylor, Jeff Beck, Eric Clapton, Slash, Gary Moore, Paul Kossoff, Neil Young, Pete Townshend, Billy Gibbons, Duane Allman, Dickey Betts und viele mehr.

Gibson Les Paul Signature T Robo E-Gitarre_05

Selbstverständlich haben viele Musiker später das andere Instrument für sich entdeckt, deshalb werden Jeff Beck, Pete Townshend oder Eric Clapton genau so mit einer Stratocaster in Verbindung gebracht. Aber es gibt auch Zeitgenossen, die beinahe ausschließlich mit Fender assoziiert werden: Ritchie Blackmore, Ron Wood, Rory Gallagher, Hank Marvin (versteht sich), David Gilmour, Mark Knopfler, Bonnie Raitt, Robert Cray, Lowell George, Stevie Ray und sein Bruder Jimmy Vaughan und natürlich Jimi Hendrix. Allerdings, bei Letzterem war das auch wieder eher Zufall.

Als er 1966 zum ersten Mal nach England kam, weil sein (englischer) Manager ihn dort zum Star machen wollte, hatte er keine eigene Gitarre dabei. Ihm war das egal, Hendrix konnte auf allem spielen, was Saiten hatte, egal ob Links- oder Rechtshänderversion. Also besorgte ihm Manager Chas Chandler für das erste Konzert in London eine Gitarre. Er fragte Eric Clapton, und der lieh Hendrix eine Stratocaster. Und der Rest ist Geschichte …

Leo Leoni im Gespräch

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Leo Leonis mit Gitarre

Gotthard und die deutschen Medien, das war ein nicht immer völlig unbelastetes Verhältnis. Gestartet als wichtigste Schweizer Rock-Band seit den legendären Krokus nahmen Gotthard Anfang der Neunziger mit ihren drei ersten Veröffentlichungen die Welt quasi im Handstreich.

In einem ausführlichen Interview sprachen wir mit Leo Leoni über seine 60 Gitarren, seine große Liebe (Les Paul & Marshall Amps) und über seine großen Vorbilder – hier geht’s zur versandkostenfreien Bestellung!

Gibson Gitarren abseits der Erfolgsbahn

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In der Schlacht um die Six-String-Vormacht im Land benötigte Gibson mehr als zwei Jahre, um eine Antwort auf die Anfang der 50er dominierende Fender Telecaster zu finden. Die Reaktion kam in Form des Les-Paul-Modells, welches trotz eines zittrigen Starts dann doch noch zu einer der weltweit beliebtesten und gefragtesten E-Gitarren avancierte.

Gibson Logo

Ab den 60er Jahren präsentierte der amerikanische Hersteller zahlreiche Alternativen, um an den andauernden Erfolg der Les Paul anzuknüpfen. Einige dieser Kreationen haben ihren verdienten Platz in der E-Gitarren-Historie gefunden, andere wiederum fielen ihrem unzeitgemäßen Design oder einem unglücklichem Timing, oft auch beidem, zum Opfer und verschwanden in der Versenkung. Diesen Modellen sind die nun die folgenden Zeilen gewidmet.

Tradition?

Gibson galt immer schon als ein Hersteller, der stark auf etablierte Design-Merkmale und seine eigene Tradition achtete, aber in Wirklichkeit hat diese Firma weit mehr gewagt als der vermeintlich risikofreudigere Mitbewerber Fender. In den letzten 40 Jahren präsentierte Gibson eine deutlich größere und variantenreichere Modellpalette als der kalifornische Konkurrent. Seit Anfang der 50er Jahre galt in beiden Firmen die Parole, dem Mitbewerber ein Stück des wichtigen amerikanischen Marktes abzujagen. Interessanterweise fanden bei beiden Firmen längst nicht alle Neukreationen ein breites Publikum; umso wichtiger erschien es beiden, eine entsprechend hohe Aufmerksamkeit durch die Neuauflagen alter, erfolgreicher Instrumente auf sich zu lenken.

Die Attraktivität sich wiederholender Modelle schien für Gibson wichtiger als für Fender, deren einstmals neue Kreationen oft im Nichts verschwanden und seltener wiederbelebt wurden. Tatsächlich ist der eigentliche Erfolg so mancher Gibson-Gitarre durch die Häufigkeit ihrer Neuauflagen und Variantenvielfalt über Jahre hinweg begründet. Die Modelle, denen die Ehre der Wiedergeburt nicht zuteil wurde, dürfen mit Fug und Recht als die wahren Misserfolge dieser Firma zu werten sein. Es scheint, als ob Gibson mit einer solch großen Modellvielfalt das große Risiko in Kauf genommen habe, bestimmte Umsatzziele nicht zu erreichen.

Es gab aber auch Zeiten in diesem Unternehmen, da wurde in zu viele verschiedene Richtungen entwickelt, mit der Absicht, später einmal von dem Modell-Reichtum zu profitieren. Weniger beachtet wurde über Jahrzehnte hinweg die sicherere und letztendlich preiswertere Möglichkeit, aus den bereits bekannten und beliebten Modellen ausreichend Kapital zu schlagen. Erst die letzte und aktuelle Firmenführung hat die ungeheuren Möglichkeiten dieser Politik erkannt und aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten brillant in die Tat umgesetzt. Fakt ist: Gibson hat in den vergangenen 50 Jahren so viele Modelle entwickelt, dass selbst die Auflistung der weniger erfolgreichen den hier vorgegebenen Rahmen sprengen würde.

Begnügen wir uns damit, die besten der schlechtesten Entwicklungen des Unternehmens zu zeigen. Diese Auswahl sagt nichts über die eigentliche Qualität der Instrumente aus, sondern nur über ihren Erfolg beim Kunden Gitarrist.

Die Fünfziger

In diesem Jahrzehnt konzentrierte sich Gibson hauptsächlich auf die Entwicklung der Les Paul und brachte mit der Goldtop und Custom, aber auch mit den günstigen Junior- und Special-Modellen gut verkaufende Gitarren auf den Markt. Erst Ende der Dekade präsentierte man die Flying V und die Explorer, beide mit einer kantigen, extravaganten Linienführung, die im großen Gegensatz zu den konventionellen Kurvenlinien der ersten Gibson E-Gitarre standen. Vorwürfe, dass Gibson nur konservativ gestrickte Instrumente baue, veranlasste das Unternehmen, mit etwas völlig Neuem auf den Markt zu gehen.

Wie auch immer, diese radikalen, neuen Formen waren ihrer Zeit zu weit voraus und beide Gitarren erlagen einem schnellen wirtschaftlichen Tod. Jahre später wurden diese Modelle mit deutlich besserer Publikumsakzeptanz wiederbelebt, die eine stete Produktion verschiedener Varianten nach sich zog und auch so manchen Kopierer zu eigenen Versionen inspirierte. 1959 sorgte die Melody Maker für gemischte Blickwinkel und Eindrücke. Sie war eine konsequente Schülergitarre, zugeschnitten auf Anfänger mit wenig Raum im leeren Portemonnaie. Dem dünnen Korpus wurde zuerst ein einziger der Les Paul ähnlicher Cutaway verpasst.

Melody Maker 1964

Melody Maker 1964°

Zwei Jahre später änderte sich die Form erstmals – zwei stumpfe Cutaways prägten den Body, bis schließlich vier Jahre später eine SG-ähnliche Linie das endgültige Design festlegte. Ungeachtet dieser Modifikationen wurde die Melody Maker stets mit Singlecoils (einem, zwei und manchmal sogar drei) und einer einfachen Hardware-Ausstattung bestückt, die die Marktposition im Einsteiger-Segment definierte.

Die Sechziger

Unberührt von den negativen Erfahrungen mit der Flying V und Explorer präsentierte Gibson 1963 ein weiteres innovatives Instrument. Es war die Zeit, in der Gibson sich immer mehr auf Fenders Terrain hin bewegte. Ein Autodesigner wurde eigens für dieses Vorhaben engagiert. Das Resultat: Die erste Firebird-Serie, welche bestimmte Fender-Eigenheiten überdeutlich beinhaltete, brachte ein komplett neues, extremes Design mit neuer, „verkehrt“ ausgerichteter Korpusform (reverse) und einseitig an die Kopfplatte montierten Banjo-Mechaniken. Musiker und Händler waren jedoch nicht gerade begeistert, und zwei Jahre später entschloss sich Gibson, dieses schnittige Design vollkommen umzukrempeln.

Firebird III Reverse 1966

Firebird III Reverse 1966°

Nach der Überarbeitung des Body (nun non-reverse) zeigte das Instrument deutlichere Fender-Eigenschaften, aber auch diese Modifikationen steigerten nicht die Verkaufszahlen. 1969 erlahmten die Flügel der Firebird, um später wieder wie ein Phönix aus der Asche aufzusteigen. Die ersten originalen Reverse-Modelle waren plötzlich in den Siebzigern mehr als beliebt, so dass Gibson das Modell neu auflegte. Es gehört seitdem zu den gefragtesten Modellen des Hauses. Im Gegensatz dazu blieben die Non-Reverse-Firebirds von Glück und Nachfrage leider verschont und gelten auch heute noch als ein ausgewachsener Misserfolg.

Firebird III 1964

Firebird III 1964°

In den späten Sechziger Jahren nahm Gibson die Les-Paul-Produktion wieder auf und schon bald wurden zwei neue Modell-Varianten vorgestellt, mit denen einige originelle Ideen des Namensgebers umgesetzt wurden. Mit der treffenden Bezeichnung Les Paul Personal offerierte Gibson nun ein Instrument mit leicht vergrößertem Body, einem Paar gewinkelt angeordneter, niederohmiger Pickups und einer stationären Mikrofon(!)- Buchse. Die Ausstattung der Les Paul Professional mit ihrer ungewöhnlichen Schaltung war dem Schwestermodell sehr ähnlich, doch startete diese in einem günstigeren Preissegment. Dank dieser extravaganten Eigenheiten war es nicht verwunderlich, dass sich die Verkaufszahlen in engen Grenzen hielten. Denn die Musik, die Les Paul spielte und für die er solch eine Art Les Paul benötigte, war nicht mehr angesagt.

Les Paul Personal 1969

Les Paul Personal 1969°

Es dominierte der Rock und der Blues, und dafür braucht man keine niederohmigen Pickups! Gleich zu Beginn des nächsten Jahrzehnts sollten beide Modelle durch eine einzige Nachfolgerin ersetzt werden, der es auch nicht besser erging.

Die Siebziger

Das Debüt der Les Paul Recording war 1971. Viele Design-Merkmale der Personal und Professional vereinigte die Neue mit ihrem nun ein wenig kompakteren Chassis. Das überarbeitete elektrische Regelsystem sollte eigentlich vereinfacht und damit verständlicher werden, aber Besonderheiten der Schaltung wie Phasenumkehr- und Hi/Lo-Output-Schalter, eine separate Bass- und Höhenregulierung und einige Schmankerl mehr garantierten, dass bei Otto-Normal-Spieler immer noch Verwirrung herrschte. Gibson hat mit dieser, der komplexesten Les Paul aller Zeiten, schon angedeutet, was da in späteren Jahren noch auf uns zukommen würde.

Die Recording blieb immerhin neun Jahre lang unverändert im Programm. Die L-5S, vorgestellt 1972, kann am besten als die „Les Paul von einem anderen Stern“ bezeichnet werden. Die etwas vergrößerte Form mit dem typischen Einzel-Cutaway wies auf ihre Familienzugehörigkeit hin. Doch sind gleichzeitig viele Anleihen an der L-5 Arch-Top festzustellen: z. B. das Mehrfach-Binding, das fantasievoll gestaltete Ebenholz-Griffbrett und der schnörkelige Saitenhalter. Zunächst brüstete sich die L-5S mit den niederohmigen Pickups der Les Paul Recording und deren Vorgängerinnen, die hier jedoch unter vergoldeten Kappen saßen. Später sind diese Tonabnehmer durch konventionelle Humbucker ersetzt worden, und ein Standard-Stop-Tailpiece nahm den Platz des Saitenhalters ein.

Diese ungewöhnlich auffällige Gitarre fand sich 13 Jahre lang im Gibson-Katalog wieder, eine überraschend lange Produktionszeit für ein verhältnismäßig wenig vom Markt beachtetes Modell. Vielleicht war sie einfach nur ein gutes Demonstrationsobjekt, dass zeigte, welche Möglichkeiten die Firma besaß? Ein Jahr nach der L-5S erweiterte die L-6S Custom diese Instrumenten-Familie. Ein dünner, flacher Ahorn-Body und der 24- bündige Hals waren die auffälligsten Merkmale dieser Gitarre. Die beiden Humbucker mit ihrer unverwechselbaren Form gestaltete übrigens Bill Lawrence alias Billy Lorento alias Wilhelm Stich, der zudem die Schaltung um einen Sechsfach-Drehschalter erweiterte. Das Schwestermodell L-6S Deluxe folgte 1975 mit denselben Pickups, aber einer vereinfachten Schaltung und durch den Body geführten Saiten.

Beide Modelle wurden bis Anfang der Achtziger Jahre gebaut, erzielten aber bei weitem nicht die Gewinnerwartungen des amerikanischen Herstellers, obwohl solch renommierte Musiker wie Carlos Santana und Al DiMeola die L-6S spielten und für sie warben. Schon Ende der Fünfziger Jahre hatte Gibson bei der Entwicklung der dünnen Halbakustik-Gitarren hervorragende Pionierarbeit geleistet, und nun genossen sie schon seit Jahrzehnten den ansehnlichen Erfolg mit Modellen wie ES-335, ES-345 und ES-330. 1973 ging Gibson die Idee an, eine neue ES-Gitarre zu bauen, die ebenfalls den Namen des bekanntesten Gibson-Endorsers tragen sollte. Der Les Paul Signature wurde ein ES- 335-ähnlicher Korpus mit ungleichen Cutaways und die mit der ersten Les-Paul-Gitarre eingeführten Lackierung in Gold verpasst. Um den Les-Paul-Charakter beizubehalten, spendierte Gibson der Gitarre, die sich ja nicht wehren konnte, zwei niederohmige Humbucker.

Les Paul Signature 1976

Les Paul Signature 1976°

Das Layout der Regleranordnung erfuhr ebenfalls einige Veränderungen, und dies alles reichte aus, um das Kind wieder einmal in den Brunnen fallen zu lassen – schade eigentlich für ein Instrument, dass dem Thema Semiakustik-Gitarre einige neue Aspekte hätte bringen können. Die Marauder war ein weiteres Projekt zu einer Zeit, als Gibson nach neuen Marktmöglichkeiten für Solidbody-E-Gitarren Ausschau hielt, die eine vielseitige Performance versprachen. Diese Gitarre ähnelte in Form und Größe zwar noch einer Les Paul, doch eingefleischte Gibson-Fans wurden mit einem verschraubten Hals geschockt.

Dazu gab die Kopfplatte, die der Flying V entliehen war, ein noch fremdartigeres Outfit, und auch die Tonabnehmer wichen stark von der bekannten Gibson-Norm ab. Zwar stammen diese wiederum von Bill Lawrence, doch ein Humbucker am Hals und ein Singlecoil mit längs verlaufender Klinge am Steg, beide in Epoxydharz gegossen, hatte man bis dato noch nicht gesehen. Und wollte sie auch nicht sehen. Die Marauder assoziierte stets das Image der Unvollkommenheit, und die wechselhaften Qualitätskontrollen des Hauses Gibson zu jener Zeit trugen auch nicht gerade zur Verbesserung dieses Modells bei, so dass diese Gitarre von 1975 bis 1982 ein trauriges Dasein als Ladenhüter fristete, um dann endlich aus dem Programm genommen zu werden.

Ein Jahr nach der Marauder tauchte die S-1 auf der Bildfläche auf. Ihre direkte Abstammung von der Marauder kann sie nicht verbergen: Gleicher Body, verschraubter Hals und auch die Kopfplatte ihrer Vorgängerin waren eindeutige Zeichen. Die Elektrik stammte wiederum von Bill Lawrence, und ins Schlagbrett waren drei Singlecoils montiert, die tatsächlich Fender-ähnliche Töne produzierten und von einem Vierfach-Drehschalter angesteuert wurden. Obwohl sich Ron Wood in ganzseitigen Anzeigen zur S-1 bekannte, verkannten unglücklicherweise die meisten Musiker die vielfältigen Möglichkeiten der S-1, so dass diese wenig gekauft und nur bis Anfang der Achtziger Jahre gebaut wurde.

S-1 1976

S-1 1976°

1977 beschloss Gibson alle bislang wichtigen Erfahrungen und Maßnahmen im Bau von Solidbody-Gitarren in der innovativen RD-Serie umzusetzen. Die Gestaltung des Body glich einer gemäßigten Firebird-Form, war jedoch etwas kurviger, und wurde mit einem Hals kombiniert, der endlich wieder von einer klassischen Gibson-Kopfplatte gekrönt wurde – ein merkwürdiges Sammelsurium neuer und alter Elemente. Es war jedoch die Schaltung, die die RD-Serie zu etwas Besonderem machte und auf den Stand der damaligen Zeit hievte. Während die RD Standard mit einer konventionellen Elektrik bestückt war, präsentierten sich die Custom und Artist mit einer aktiven Schaltung, die kein Geringerer als Bob Moog, damals mit seiner Firma ebenfalls wie Gibson unter den Fittichen des Norlin-Konzerns, entwickelt hatte.

Bässe und Höhen konnten separat geregelt werden, und dem Flaggschiff, der RD Artist, wurden zudem noch Kompressor- und Expander-Effekte spendiert. Leider schienen all diese neuen Funktionen die meisten Gitarristen zu überfordern, die zu allem Überdruss bis dato keine Freunde von batteriebetriebenen Instrumenten gewesen waren. Und diese Schaltung war ein regelrechter Batterie-Fresser! All dies ließ das mit großen Plänen gestartete RD-Vorhaben in den frühen Achtzigern scheitern.

RD Artist 1978

RD Artist 1978°

Kurz vor dem Aus der RD-Instrumente versuchte Gibson noch einiges des einst viel versprechenden Projektes zu retten und versah Les Paul-, SG- und ES-Modelle mit aktiven Elektroniken, doch selbst diese bekannten, beliebten und erfolgreichen Designs fanden in ihrer aktiven Form nur wenige Freunde.

Die Achtziger

Mit der Sonex startete Gibson in das folgende Jahrzehnt, das eine Menge an Aufregung brachte. Und Höchstanstrengung der Gibson-Verantwortlichen, mit preiswerten Instrumenten den aus dem fernen Osten einströmenden und preislich sehr attraktiven Gitarren Paroli bieten zu können. Der Sonex-Body mit nur einem Cutaway zeigte deutlich die Les-Paul-Verwandtschaft, aber Konstruktion und Baukomponenten deuteten eine andere Marschrichtung an. Ein mehrteiliger Body, der verschraubte Hals und ein Schlagbrett mit zwei integrierten Humbuckern plus entsprechender Elektrik waren die auffälligsten Merkmale.

Dennoch, Gibsons Bemühungen scheiterten, der erhoffte Erfolg blieb aus. Die Sonex war weder preislich richtig attraktiv noch hochwertig genug, um neue Kunden zu gewinnen bzw. den qualitativ besseren und kostengünstigeren JapanGitarren die Stirn zu bieten. Nach fünf Jahren wurde die Sonex-Produktion eingestellt. Die 335-S erschien ebenfalls 1980 als eine massiv (!) gebaute Schwester der ES-335. Natürlich musste der Korpus wegen des hohen Gewichts der Voll-Mahagoni-Konstruktion ein wenig verkleinert werden, doch mit den beiden Cutaways sollten Stil und Charme des erfolgreichen Originalmodells transportiert werden.

Konstruktion, Hardware und die Ausstattung mit zwei Humbuckern und dem Gibson-typischen Regler-Layout brachten Altbewährtes. Anders als der Standardversion wurde der Deluxe und der Custom ein Schalter zur Umschaltung auf Singlecoil-Betrieb spendiert. Das schlichte, effektive Design der 335-S ist ein bemerkenswertes Beispiel für ein wenig aufregendes, aber zuverlässiges Arbeitsgerät, welches dennoch kaum Interesse unter den Gitarristen fand und nach zwei Jahren wieder in der Versenkung verschwand. Mit einem publikumswirksameren Aussehen und der sehr optimistischen Bezeichnung Victory schob Gibson 1981 ein neues Projekt an, um wieder einmal in den Fender-Gefilden zu wildern.

Victory MVX 1982

Victory MVX 1982°

Der asymmetrische Body erinnerte in seiner Form eindeutig an den California-Style, die einseitig mit Mechaniken bestückte Kopfplatte und ein Schlagbrett, dass alle elektrischen Teile trug, verstärkten diese Tendenz. Die MV-II arbeitete mit zwei Humbuckern, die MV-X erhielt Singlecoils für Fender-ähnliche Sounds. Trotz all dieser neuen Merkmale wechselten (Fender-) Gitarristen nicht zum neuen Gibson-Konzept und nach drei Jahren musste der Hersteller eingestehen, sich ausgerechnet mit der Victory erneut eine Niederlage eingehandelt zu haben. Zwischen 1982 und 1984 wurde die äußert ungewöhnliche Corvus gesichtet, ein Modell, das eher zu einem kleinen, abgefahrenen Hersteller denn zu der großen Weltfirma Gibson gepasst hätte.

Corvus III 1983

Corvus III 1983°

Dass dem nicht so war, lässt sie in einem umso merkwürdigeren Licht erscheinen. Der Form des Korpus erinnerte an einen großen Dosenöffner, und die einseitig bestückte Kopfplatte thronte auf einem angeschraubten Ahornhals. Die Corvus erschien in den Varianten I, II, und III, wobei die Zahlen der Modellbezeichnung die Anzahl der Pickups angaben. Aufsehen erregende Farben sollten zudem den optischen Eindruck verstärken, den diese Gitarre ohne Zweifel zu hinterlassen im Stande war. Zur selben Zeit produzierte Gibson noch die Futura, eine Hochpreis-Variante der Corvus mit durchgehendem Hals und zwei Humbuckern. Dass zwischen all diesen neuen Designs urplötzlich die Wiederbelebung und Aufwertung einer eigenen Legende eingeschoben wurde, hatte nichts mit einer urplötzlichen Vision zu tun, sondern damit, dass ein anderer amerikanischer Hersteller bereits mit einem nahezu gleichen Modell Erfolge und Marktanteile gesammelt hatte.

Die Gibson Spirit, 1983 vorgestellt, erinnert gleichermaßen an die Double-Cutaway-Version der Les Paul Special aus den 50er Jahren, wie auch an die Hamer Sunburst, die in den 70er Jahren auf den Markt gekommen und überraschend erfolgreich war. Die Spirit war also eine Kopie einer Kopie und konnte trotz der offensichtlich vorhandenen Qualität nicht einmal an Hamers Erfolge anknüpfen, denn kaum einer wollte eine Gibson Solidbody mit Double-Cutaway haben. Daran änderten die verschiedenen Versionen der Spirit, die teilweise mit Kahler-Vibrato und spitzer „Rock“-Kopfplatte (Spirit II XPL) ausgeliefert wurden, natürlich überhaupt und erst recht nichts.

Gibson_Spirit

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Die Erfolgs-Story der so genannten „Super Strats“ in den 80er Jahren wurde auch von Gibson zur Kenntnis genommen, und schon bald sollte die Antwort aus Nashville auf diesen neuen Trend folgen. Mit Hilfe von Wayne Charvel, der mit seinen eigenen RockMaschinen mitverantwortlich für den neuen Boom gewesen war, entstanden zwei neue Gibson-Modelle. Die SR-71 und die WRC, beide 1987 präsentiert, zeigten deutliche Charvel-Anleihen plus aller notwendigen Super-Strat-Spezifikationen wie einem Floyd-Rose-Vibrato und heiß gemachten Pickups.

Ein Jahr zuvor waren die US-1 und U-2 auf den Markt gebracht worden, die in denselben Gewässern fischen sollten und sehr viel Ähnlichkeiten zu den oben genannten Gitarren besaßen. Mangelnde Qualität war wie bei den meisten hier aufgeführten Gitarren nie das Problem, doch der Imagekonflikt mit der Marke Gibson sorgte für Kopfzerbrechen. Kein Gitarrist erwartete und vermutlich wünschte sich auch nicht z. B. eine spitze, einseitig aufgebaute Kopfplatte mit dem Gibson-Logo. So kam es, dass keine dieser Gitarren das folgende Jahrzehnt erlebte und Gibson endgültig beschloss, den Bau dieser Gitarrentypen Herstellern mit dem „richtigen“ Image zu überlassen.

US-1_1987

US-1_1987°

Die Neunziger

Unter der neuen Führung, die die Geschicke der Firma seit einigen Jahren lenkte, entschied Gibson sich, wieder verstärkt auf alte Werte zu setzen und damit ihr Geld zu verdienen; denn alle Mühen, Neues vorzustellen, verliefen zu oft im Sand. Der Drang zu weiteren Experimenten war aber nicht vollständig verloren gegangen. Ab und zu brach er wieder aus, z. B. mit den 1991 geborenen MIII– und M-IV-Modellen. Diese Gitarren wurden durch ihr äußerst eigenständiges Design bekannt: ein großes, nach links abschweifendes oberes Korpushorn und ein Ahorn-Griffbrett mit pfeilspitzenartigen Inlays und Reversed-Kopfplatte.

M-III Standard 1991

M-III Standard 1991°

Das Arrangement der Tonabnehmer bestand aus zwei Humbuckern mit einem dazwischen gesetzten Singlecoil, umrahmt von einem kleinen Schildpatt-Schlagbrett. Eine neuartige, aufwändige Schaltung und ein Floyd-Rose-Vibrato gab es schon in der einfachen Serien-Ausführung. Merkmale genug, um der Gitarre eine gewisse Qualität und den Konstrukteuren Intelligenz zu bescheinigen, die aber auch die Vorhersage eines schlechten Ausgangs für dieses Modell zuließen. Diese Gitarre bewegte sich einfach zu weit abseits der Gibson-Norm! Und trotz einiger gemäßigt gestalteter Folgexemplare gab es nach 1995 keine M-Serie mehr.

Die Moral von der Geschicht Seitdem hält sich Gibson mit neuen Versuchen stark zurück und verschont Musiker mit wagemutigen Neuheiten. Neuauflagen, Reproduktionen und Instrumente mit geringen Detailverbesserungen prägen heute das Gros der Nachfrage und der Produktion. Die große Anzahl diverser Varianten etablierter Modelle im Katalog des Herstellers zeugen davon, dass die ehemals große Risikofreudigkeit durch einen allzu starren Markt, in dem Image mehr bedeutet als Qualität, therapiert wurde. Heute werden nur noch im Custom Shop ab und an neue und meist interessante Gitarrenkonzepte entwickelt, die, wenn sie sich dort bewährt haben, sprich: eine gewisse Nachfrage erkennbar ist, in die Serienproduktion gehen, entweder im Custom Shop selbst oder aber bei der Schwesterfirma Gibson Electric.

Gute Beispiele für solche neuen Modelle, die aus dem reinen Experimentier-Stadium zur Serienreife gelangten, sind die Halbresonanz-Modelle ES- 135, ES-137, ES-336 und ES- 446. Sicherlich sind diese Gitarren keine aufregenden Eye-Catcher wie so manch schräger Vogel in diesem Artikel, aber ihre Konstruktionen bergen einige interessante Details, die den zeitgenössischen Gitarrenbau ein Stück weitergebracht haben. Gibson sollte für sein Sicherheits-Denken und das Vertrauen auf die erfolgreichen Designs der Vergangenheit nicht getadelt werden. Denn die Firma hat oft genug gezeigt, dass sie willig gewesen war, Neues zu versuchen und ein wenig aus der Reihe zu tanzen.

Fest steht, und das zeigt die Vergangenheit deutlich, dass solche Wagnisse meist nur von kurzer Dauer waren. Doch wer diese Firma über einen längeren Zeitraum beobachtet hat, wird wissen, dass sie sich über kurz oder lang wieder in ein neues Gitarrenabenteuer stürzen wird. Und da freuen wir uns schon drauf!

Slash über seine Chris Derrig 1959er Les Paul Copy No. 90607

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„Ich weiß, es gibt eine Menge Gerüchte um meine Les Paul, die ich seit Guns N’ Roses spiele. Die wahre Geschichte beginnt, als wir das erste Album mit GN’R aufnehmen – ‚Appetite For Destruction‘.

Slash mit seiner Lieblingsgitarre auf der Bühne

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Das war 1987, und für mich eine krasse Zeit. Ich durchlebte da eine ziemliche Drogenphase, nichts um mich herum war auch nur annähernd irgendwie stabil, planbar oder von Dauer. Ich hatte kaum Kohle und spielte zu der Zeit ständig wechselnde Gitarren. Als wir ins Studio gingen hatte ich mir verschiedene Gitarren von Freunden geborgt, zwei Jacksons und eine BC Rich. Keine schlechten Instrumente, aber alle klangen im Studio beschissen. Ich dachte: Shit – ich muss ganz dringend was ändern!

Als ich mit meinen Parts dran war, kam unser damaliger Manager Alan Niven zu mir, hielt mir diese wundervolle Les Paul unter die Nase und meinte: ,Hey, Slash, probier die mal!‘ Es war eine Les-Paul-Kopie, die ein Typ namens Kris Derrig (*1954 +1987) gefertigt hatte. Ich hatte nie zuvor von ihm gehört, erst später erfuhr ich, dass er aus Massachusetts stammt und leider früh gestorben ist. Und dass seine Repliken angeblich schon mal als echte Bursts gehandelt wurden, so verblüffend echt sind die gemacht.

Es hält sich das Gerücht, dass er irgendwoher originale Griffbretter von Gibson aus den Fünfzigern gekauft und verbaut habe. Meine Gitarre entstand vermutlich 1982 und sieht einfach perfekt aus. Sie sieht nicht nur aus wie eine alte Les Paul, sie fühlt sich auch gut an und klingt großartig. Als ich sie bekam, war das noch lange vor der Zeit, als Gibson anfing Les-Paul-Reissues zu bauen. Da baute dieser Typ bereits perfekte Kopien!

Derrig hat angeblich 20 dieser Les Pauls gebaut und ich besitze zwei davon. Diese erste, die die Nummer 9 0607 trägt, ist jene, die mir Niven im Studio gab. Sie klang so groß- artig, dass ich beim ersten Akkord dachte: Fuck – das ist ja kaum zu glauben! Diese Les Paul war dann für viele Jahre mein Hauptinstrument: auf allen GN’R-Alben, auf den ersten Touren, bis hin zu Slash’s Snakepit und Velvet Revolver.

Auch jetzt auf meinen beiden Soloalben hab ich sie gespielt. Da ich die Gitarre jetzt schon einige Jahre traktiere, ist sie schon reichlich mitgenommen und sensibel. Ich hatte sie auf den ersten Touren dabei, und da behandele ich meine Gitarren ganz schön derb. Das macht sie heute nicht mehr mit. Deshalb spiele ich sie nur noch im Studio. Und selbst da ist sie empfindlich wie ein Mädchen! (lacht)

Les paul

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Heute führen wir eine Liebe/Hass-Beziehung. Bei einer der ersten Touren wäre sie mir fast bei einem Konzert gestohlen worden, zum Glück habe ich sie wieder bekommen. Dafür haben mir die Leute bei Gibson heute die AFD-Les-Paul gebaut (AFD = Appetite For Destruction), sozusagen ein Reissue-Modell von einer Gibson-Kopie, hahaha! Von denen haben sie mir ein paar Stück gegeben, die ich jetzt live spiele. Diese Gitarren haben eine spektakulär geriegelte Ahorndecke, die Halsform entspricht der schlankeren Form der 60er-Jahre-Les-Pauls, sie haben die alte, schmale Kopfplatte und Kluson-Mechaniken. Sie sind mit Seymour-Duncan-Alnico-II-Humbuckern bestückt, die den alten PAFs nachempfunden sind.

Slash mit seiner Lieblingsgitarre

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Diese Gitarren sind perfekt, mehr brauche ich nicht. Ich hatte mal eine kurze Phase Anfang der 90er-Jahre in der ich ziemlich wild Gitarren gesammelt habe, das war während der ‚Use Your Illusion‘-Phase. Da habe ich mir eine 1958er Flying V zugelegt, eine ‘58er Explorer und zwei ‘59er Les Pauls. Aber seit meiner Kris-Derrig-Les-Paul weiß ich, dass weniger mehr ist. All die Kids, die dieses Magazin lesen, darin all die bunten Gitarrenanzeigen sehen und denken, ,Wow, so viele coole Gitarren!‘ – denen sage ich: Alles, was ihr braucht ist ein guter Amp und eine gute Gitarre – wie meine Kris Derrig Les Paul. Er hat mit seinen Gitarren etwas Wunderbares hinterlassen. Gott hab ihn selig.

Warum Les Paul die Gibson SG nie mochte

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1961 – Gibson kommt zu dem Schluss, dass es an der Zeit ist, das Les-Paul-Modell von 1952 neu zu designen. Da Fender-Gitarren moderner aussahen und der Konkurrent Gibson den Gewinn wegfraß, dachte man, es wäre das Beste, die Les Paul etwas schmaler aussehen zu lassen, um den Umsatz wieder zu maximieren.

turn-it-up-coverDer Namensgeber der Gitarre hielt nicht besonders viel von dieser Idee: Mr. Lester Polfus, besser bekannt als Les Paul, mochte das daraus resultierende Gibson-SG-Modell, das anfangs noch als SG Les Paul vermarktet wurde, aufgrund des schmalen Korpus und der „Zwillingsspitzen-Hörner“ nicht. Im untenstehenden Video erklärt der Gitarrist, was genau ihn an diesem Modell störte.

Der Clip ist ein Ausschnitt aus der Dokumentation Turn It Up!, die am 22. Januar auf DVD und Blu-ray erscheint. Das Interview findet man unter dem Bonus-Filmmaterial auf der „Conversations and Extras“-Disc.

 

 

 

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