
„This is a chord, this is another, this is a third – now form a Band!” hieß es in einer Grafik aus dem Fanzine Sideburn im Januar 1977. Ein Motto, das in den Anfangstagen des Punk zahlreiche Teenager dazu inspirierte, mit viel Attitüde und wenig Technik, ziemlich aufregende Musik zu machen.
Aber wie sieht es damit heute und in Deutschland aus? Gibt es den ursprünglichen Punk-Spirit noch, oder ist das Genre mittlerweile nur noch eines unter vielen und sorgt als gut vermarktbares Revoluzzer-Label für Verkäufe von Megastars wie Green Day, Blink 182 und ihren deutschen Äquivalenten? Wir wollten es einmal genauer wissen und sprachen mit drei deutschen Bands, die im Punk und Underground anfingen, mittlerweile aber in einer ganz anderen Umgebung spielen.
Entgegen der in Muckerkreisen weit verbreiteten Meinung, dass Punk vor allem laut und irgendwie dilettantisch klingen muss, findet sich im Punk und artverwandten Spielarten wie New Wave, Hardcore und Co. ein Haufen äußerst kreativer Musiker. Punk- und New-Wave-Gitarristen mögen nicht die größten Techniker sein, machen dieses Manko aber durch Vorstellungsvermögen, Freude an Innovation und Soundexperimenten sowie jeder Menge Energie wett.
Und dass ein guter Song nicht so viel mit dem Tempo, in dem man die Sechzehntel spielen kann, zu tun hat, dürfte sich mittlerweile ebenfalls herumgesprochen haben. Genug Stoff also für drei ernsthafte Gespräche über Musik, Haltung, Arbeitsweise und Equipment, und welche Rolle der Punk-Spirit dabei bis heute spielt.
Die Toten Hosen – Kuddel

Kaum ein Gitarrist dürfte länger im deutschen Punkrock tätig sein als der heute 55 Jahre alte Kuddel alias Andreas von Holst. Was 1980 bei ZK begann, führte 1982 zur Gründung der Toten Hosen. Der Rest ist Geschichte: „Die Hosen“ sind heute eine der bekanntesten Bands des Landes und Kuddel seit fast 40 Jahren von Beruf Punkrocker. Wir trafen uns im bandeigenen Hauptquartier in Düsseldorf, in dem neben der Platten-, Booking- und Merchandising-Firma auch der Proberaum untergebracht ist.
Die Anfänge
Kuddel, ab wann hat Musik in deinem Leben eine Rolle gespielt?
Mit 12 oder 13 Jahren fing das an. Meine Eltern, mein Bruder und ich sind immer nach Spanien in den Urlaub gefahren. In Barcelona war ein Gitarrenladen, zu dem es mich jedes Mal hingezogen hat, und irgendwann hat mein Vater mir eine kleine spanische Gitarre gekauft.
Hast du vorher schon Musik gehört?
Eigentlich nicht. Ich war nie ein großer Musikkonsument. Ich habe eher aufgesaugt, was mein Bruder mit nach Hause gebracht hat. Dann habe ich im Schullandheim ein bisschen herumgeklimpert und mit 16 eine E-Gitarre bekommen. 1980 kam dann schon der Anruf von Fabsi von ZK.
Hattest du Unterricht?
Ich habe mit den Peter-Bursch-Gitarren-Büchern angefangen und kam damit schon ziemlich weit. Den Rest habe ich mir selber beigebracht.
Hast du heute theoretische Kenntnisse?
Ich weiß, was ein Quintenzirkel ist, wie welche Harmonien funktionieren und auch, was eine Pentatonik ist und eine Dur- oder Molltonleiter, aber bei Lydisch blicke ich nicht mehr durch. (lacht) Letztendlich habe ich immer das gespielt, was ich im Kopf hatte.
Wie stehst du zu musikalischem Handwerk, ist dir das wichtig?
Wenn es auffällt, dass man grottig ist, technische Fehler gemacht werden und dies live zu hören ist, dann ja. Ansonsten ist es wichtiger, was man rüberbringt, als dass man filigran spielt. Das war ja der Grund, warum Punkrock überhaupt aufkam: Diese ellenlangen Led-Zeppelin-Soli wollte keiner mehr hören. Mit Lautstärke und einfachen Mitteln konnte man ebenso gute Ergebnisse erzielen…
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